Verdächtiger nach Amokfahrt in Untersuchungshaft

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Deutschland,

Nur langsam löst sich Trier aus dem Schock der Amokfahrt. Von «vier tödlichen Minuten» spricht Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Ein Gedenkakt zeigt die grosse Anteilnahme der Menschen mit den Opfern.

Trauernde zünden nach der Amokfahrt mit fünf Toten in Trier an der Porta Nigra Kerzen an. Zahlreiche Menschen gedenken hier der Opfer der Amokfahrt eines 51-jährigen Mannes durch die Innenstadt. Foto: Harald Tittel/dpa
Trauernde zünden nach der Amokfahrt mit fünf Toten in Trier an der Porta Nigra Kerzen an. Zahlreiche Menschen gedenken hier der Opfer der Amokfahrt eines 51-jährigen Mannes durch die Innenstadt. Foto: Harald Tittel/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach der tödlichen Amokfahrt in der Trierer Innenstadt hat das Gericht Haftbefehl gegen den dringend tatverdächtigen Mann erlassen.

Das teilte die örtliche Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Sie stuft die Tat als mehrfachen Mord, Mordversuch und gefährliche Körperverletzung ein.

Der 51-jährige Deutsche soll am Dienstag betrunken einen PS-starken Sportgeländewagen gezielt in Menschen in der Fussgängerzone gesteuert haben. Fünf Menschen starben, darunter ein neun Wochen altes Baby und sein Vater. 18 Menschen wurden verletzt, darunter sind 6 Schwerverletzte. Die Ermittler gingen davon aus, dass der Amokfahrer ohne organisierten Hintergrund handelte.

Nach Einschätzung des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD) lässt sich eine solche Tat schwer verhindern. «Wenn das Auto zur Mordwaffe wird, dann ist es schwierig zu sagen als Staat, das können wir zu 100 Prozent unterbinden. Nein, das können wir nicht», sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk. «Wie wollen Sie etwas verhindern, wenn ein Mensch sich entscheidet, sich ins Auto zu setzen und gezielt Menschen anzugreifen.»

Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, sprach sich für zertifizierte Barrieren nach bundesweit einheitlichen, aktuellen technischen Sicherheitsstandards aus. Neben mobilen Pollern könnten auch städtebaulich verankerte Barrieren eine Option zum Schutz der Plätze sein, etwa versenkbare Sperren oder auch Bänke, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Eine komplette Sperrung etwa von Fussgängerzonen und Plätzen sei aber nicht möglich.

Der Kriminalpsychologe Jens Hoffmann sprach sich für ein Netzwerk aus Polizei sowie psychiatrischen und sozialen Einrichtungen zur Früherkennung möglicher Gefahren aus. «Falls jemand auffällig ist, haben lokale Teams das grösste Potenzial, um gegenzusteuern», sagte der Leiter des Instituts für Psychologie und Bedrohungsmanagement in Darmstadt. Im Raum Nürnberg gebe es bereits ein solches Netzwerk.

Lewentz zufolge wurde bisher kein Bekennerschreiben gefunden. Bei der Aufklärung komme es nun auf die Bereitschaft des Verdächtigen an, seine Motive offenzulegen. Der Mann aus dem Kreis Trier-Saarburg hat der Polizei zufolge ausgesagt. «Er spricht mit uns», sagte ein Sprecher. Zu Inhalten könne man aber zunächst keine Angaben machen.

Bei einem bewegenden Gedenken am Trierer Wahrzeichen Porta Nigra gedachten Hunderte Menschen der Opfer der Todesfahrt in der Mosel-Stadt. Zahlreiche Kerzen und Blumen an dem früheren römischen Stadttor erinnerten am Mittwoch an die Toten und Verletzten. «Trier trauert, Trier leidet, Trier resigniert aber nicht», sagte Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD). Er legte gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer Kränze nieder.

«Wir trauern mit den Angehörigen der Toten, und wir beten für die Verletzten», sagte Dreyer. «Ein Leben lang werden sie die Folgen tragen müssen dieser vier tödlichen Minuten.» Kein Wort könne das Leid der Betroffenen lindern, sagte die SPD-Politikerin, die selbst in Trier wohnt. «Nichts, wirklich gar nichts kann diese brutale und schreckliche Tat rechtfertigen.» An dem Gedenken nahm auch der Oppositionsführer in Mainz, Christian Baldauf (CDU), teil.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bekundete den Familien und Freunden der Opfer sein Mitgefühl. Er sprach von einer «entsetzlichen Gewalttat». Der Vorsitzende des Städtetages Rheinland-Pfalz, Michael Ebling, sagte, man blicke traurig und erschüttert nach Trier. «Die vollkommen sinnlose Tat eines Einzelnen zerstört in Sekunden und völlig unvorbereitet das Leben vieler Menschen, trifft das Herz einer ganzen Stadt», sagte Ebling, der auch Mainzer Oberbürgermeister ist.

Der Weisse Ring forderte, den Blick auch auf die Opfer und ihre Angehörigen zu richten. «Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses sollten nie der Täter und seine möglichen Motive stehen, sondern die Menschen, die durch seine Tat Leid erfahren mussten», sagte der Landesvorsitzende der Opferschutzorganisation, Werner Keggenhoff.

Zu den Todesopfern zählen neben dem Baby und dem 45-jährigen Vater drei Frauen im Alter von 25, 52 und 73 Jahren. Die Mutter des Babys hat überlebt und liegt den Behörden zufolge ebenso im Krankenhaus wie ihr eineinhalb Jahre alter Sohn. Der Verdächtige war der Polizei zufolge vier Minuten nach der Alarmierung festgenommen worden.

Wegen Hinweisen auf eine mögliche psychische Erkrankung war auch die Unterbringung des Mannes in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung infrage gekommen. Es gebe weiter keine Hinweise auf ein politisches Motiv, hiess es. Es gebe auch keine Hinweise auf Mittäter.

Oberbürgermeister Leibe kündigte an, dass Trier an diesem Donnerstag um 13.46 Uhr noch einmal an alle Opfer erinnern wolle. Dann sollen auch die Kirchenglocken läuten. 13.46 Uhr war der Zeitpunkt, an dem am Dienstag die Amokfahrt im historischen Stadtzentrum begann.

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