Nächtliche Demonstration in Aserbaidschan für Militäroffensive gegen Armenien
Die Polizei in Aserbaidschan hat in der Nacht zum Mittwoch eine Kundgebung aufgelöst, bei der tausende Menschen eine Militäroffensive gegen das Nachbarland Armenien gefordert hatten.

Das Wichtigste in Kürze
- Polizei löst Protest auf - Lage wegen Konflikts um Berg-Karabach weiter gespannt.
Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, hatten die Demonstranten sich spät in der Nacht in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku versammelt und in Sprechchören eine Generalmobilmachung zur Rückeroberung der umstrittenen Region Berg-Karabach verlangt.
Die Demonstranten versammelten sich trotz einer Ausgangssperre wegen der Corona-Pandemie. Sie schwenkten aserbaidschanische Flaggen und riefen «Karabach ist Aserbaidschan» und «Mobilisierung». Einige der Protestteilnehmer liefen zum Parlament und drangen in das Gebäude ein. Daraufhin griff die Polizei ein und löste die Proteste mit Wasserwerfern und Knüppel auf. Es gab mehrere Festnahmen, wie der AFP-Reporter beobachtete.
In den vorangegangenen Tagen hatte es wiederholt Grenzgefechte zwischen der aserbaidschanischen und der armenischen Armee gegeben. Dabei wurden elf aserbaidschanische Soldaten, darunter ein General, sowie ein Zivilist, getötet. Auf armenischer Seite gab es vier Todesopfer. Es waren die schwersten Gefechte zwischen den beiden verfeindeten Nachbarländern seit 2016. Beide Konfliktparteien machten jeweils die andere Seite für die Gewalt verantwortlich.
Zuletzt beruhigte sich die Lage allerdings. Das armenische Verteidigungsministerium sprach von einer «ruhigen Nacht», beim Ressort des Nachbarlandes war von «relativer Ruhe» die Rede.
Die beiden Kaukasus-Länder Armenien und Aserbaidschan befinden sich seit fast 30 Jahren in einem Konflikt um die Kontrolle über die Region Berg-Karabach. Das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Berg-Karabach war zu Sowjetzeiten Aserbaidschan zugeschlagen worden. Pro-armenische Rebellen brachten das Gebiet Ende der 80er Jahre unter ihre Kontrolle. 1991 rief Berg-Karabach seine Unabhängigkeit aus, international wird das Gebiet jedoch bis heute nicht als eigenständiger Staat anerkannt.
Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew hatte vor ein paar Tagen kritisiert, die Gespräche zur Beilegung des Konflikts um Berg-Karabach seien festgefahren. In diesem Zusammenhang schloss er einen neuen militärischen Konflikt mit Armenien nicht aus. Ein solcher könnte die Regionalmächte Russland und die Türkei, die in der Region um Einfluss ringen, in den Konflikt hineinziehen. Die politischen und militärischen Beziehungen zwischen Russland und Armenien sind sehr eng; Ankara ist ein wichtiger Verbündeter Aserbaidschans.