Neu entdeckte Riesenviren auf Grönland sollen Eisschmelze bremsen
Ein Forscherteam mit Schweizer Beteiligung hat in Grönland eine wichtige Entdeckung gemacht – die dazu beitragen könnte, den Zerfall der Insel zu verhindern.
Das Wichtigste in Kürze
- Das weltweite Klima ist von der Eisschmelze in Grönland bedroht.
- Beschleunigt wird der ohnehin schon alarmierend schnelle Prozess von einem Algenteppich.
- Diese Algen absorbieren Wärme.
- Neu entdeckte «Riesenviren», die die Algen infizieren und töten, könnten die Rettung sein.
Die globale Klimakrise hat Grönland fest im Griff. Die Eisschmelze auf der Insel nimmt seit einiger Zeit alarmierende Ausmasse an. Nach neuesten Erkenntnissen zergeht jede Stunde ein Brocken im Umfang von 30 Millionen Tonnen.
Weiter beschleunigt wird dieser Prozess durch einen dunklen Algenteppich auf der Landmasse. Die Algen absorbieren das wärmende Sonnenlicht, anstatt es zu reflektieren. Bedroht wird dadurch nicht nur das Überleben der Eisbären, sondern auch das europäische Klima.
Das Schmelzwasser destabilisiert die Atmosphäre und beeinflusst die nordatlantischen Meeresströmungen. Dies wiederum führt zu stärkeren Temperaturschwankungen und häufigeren Extremwetterereignissen.
Zudem droht durch den Anstieg des Meeresspiegels, Salzwasser ins Grundwasser einzudringen. Experten befürchten sogar, dass am Ende der Ozeanpegel bis zu sieben Meter höher stehen könnte als heute.
Eine mögliche Lösung?
Nun könnte eine kürzlich entdeckte Art von «Riesenviren» eine Lösung bieten.
Die Viren, die ihren Namen durch ihre bakterienähnlichen Durchmesser von rund 2,5 Mikrometern erhalten haben, zeigen eine besondere Vorliebe für die Schnee- und Gletschereisalgen Grönlands. Sie infizieren und töten das dunkle Gewächs – und bremsen so deren Verbreitung.
Zumindest ist das die Hoffnung.
Entdeckt wurden die Viren von einem internationalen Forscherteam aus der Schweiz, Dänemark, Deutschland, Österreich und den USA. Bildet sich der Algenteppich künftig zurück, könnte sich die Rückstrahlfähigkeit der Eisoberflächen wiederherstellen. Was dazu führen würde, dass das Schmelzen langsamer erfolgt.
Vieles weiterhin «ein Rätsel»
Sicher ist allerdings noch nichts. Ähnliche Riesenviren haben bereits zuvor Algen im Meer befallen. Aber vieles über sie ist «ein Rätsel», sagt der Studienbeteiligte Rey Mourot vom GeoForschungsZentrum Potsdam.
Ausserdem, so sind sich die Forscher einig, werde die Bekämpfung des Algenteppichs allein nicht ausreichen. «Die Nutzung dieser Viren ist sinnlos, wenn wir nicht die Kohlenstoffemissionen reduzieren und den globalen Temperaturanstieg stoppen», so Mourot.
Trotzdem wird weiterhin an den Wirkungen der Riesenviren geforscht. Diesmal basierend auf Laborversuchen.