Nord Stream 2: Russland will mehr Gas nach Europa liefern

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Deutschland,

Deutschland unterstützt das russische Projekt, weiter Gas für Nord Stream 2 nach Europa zu liefern. Damit wird Europa politisch isoliert.

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Beim Bau der Pipeline für Nord Stream 2 in Norddeutschland. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland baut eine neue Ostsee-Pipeline.
  • Das Projekt wird von Deutschland unterstützt.
  • Es wird gewarnt, Russland wolle damit die Ukraine schwächen und abhängig machen.

Eine Baustelle an der deutschen Küste sorgt für hitzige Diskussionen. Im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern baut Nord Stream 2 eine Ostsee-Pipeline.

Durch die neu verlegten Rohre soll Ende 2019 russisches Gas von der Küste bei St. Petersburg nach Norddeutschland strömen. Von dort aus soll das Gas nach Europa weitergeleitet werden — so auch in die Schweiz.

Das am Meeresboden verlegte Projekt Nord Stream 2 soll rund 55 Milliarden Kubikmeter zusätzliches Gas nach Europa fliessen lassen. Von den geplanten 1200 Kilometern Rohre sind bereits 800 erbaut, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet.

Nord Stream 2 sorgt für Kritik

Nord Stream 2 ist ein Projekt der russischen Gasmonopolisten Gazprom und wird von fünf westeuropäischen Firmen gefördert. Der Entwickler des Projekts: Nord Stream 2 AG, ein Schweizer Unternehmen mit Hauptsitz in der Stadt Zug.

Das Projekt stösst vielerorts auf Widerstand, die russische Gas-Pipeline bleibt stark umstritten. Länder wie die Ukraine, Polen und die baltischen Staaten kritisieren Nord Stream 2, das von der deutschen Regierung unterstützt wird.

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Ein Rohr wird an der Baustelle von Nord Stream 2 mit einem Bagger transportiert. - Keystone

Die EU vertritt die Meinung, dass das Energieprojekt nicht zur Förderung Europas beitrage, sondern vielmehr Russland Macht verleihe. So kann das Land einen grösseren Einfluss auf die hiesige Energiebranche gewinnen.

USA droht mit Sanktionen

US-Präsident Donald Trump fordert Deutschland gar auf, das Nord-Stream-2-Projekt zu stoppen und droht gar mit Sanktionen gegen deutsche Firmen. Um das Projekt aufzuhalten, will die USA Europa amerikanische Flüssiggas verkaufen. Damit soll der russische Einfluss auf dem alten Kontinent verkleinert werden.

Die östlichen Staaten haben insbesondere Bedenken, weil sie sich vor einer Rückkehr zu alten Zeiten fürchten. Früher hatte Russland Warschau und Bratislava in seiner Macht. Die Ukraine fürchtet, dass das Projekt die bestehende, durch das Land fliessende Gas-Pipeline ersetzen soll. Das wäre für das Land eine finanzielle Katastrophe.

Dem Pressesprecher der Nord Stream 2 AG, Jens Müller, ist bewusst, dass der Pipeline-Bau nicht nur wirtschaftliche Gründe hat. «Es ist das Wesen des Wettbewerbs, dass der eine, wenn er besser ist als der andere, mehr verdient. Das ist im Gasmarkt nicht anders», sagt er.

Russland-Experte hält Projekt für «gefährlich»

Für die Kritiker hat er besänftigende Worte parat. «Nord Stream 2 ist gar nicht in der Lage, jene Gasmenge zu befördern, die heute durch die Ukraine fliesst. Nord Stream 2 kann die Pipeline durch die Ukraine nicht ersetzen.»

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Der Bau der russischen Gas-Pipeline ist hoch umstritten. - Keystone

Die USA stimmt vertritt eine andere Ansicht. Sie gibt an, Europa den russischen Machtspielen nicht aussetzen und eine Schwächung der Ukraine verhindern zu wollen.

Russland-Experte Jörg Himmelreich ist überzeugt: Beteuerungen Russlands, die Ukraine nicht isolieren zu wollen, seien gelogen. Das Land soll vielmehr so geschwächt werden, dass es hilflos dem russischen Einfluss verfalle. Das Projekt sei für Europa insgesamt gefährlich, ist Himmelreich überzeugt.

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