Nur Zufall? Warum manche Menschen kein Corona hatten

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Deutschland,

Millionen Menschen haben sich mit Omikron angesteckt. Manche hatten aber bisher noch nie ein positives Testergebnis. Woran kann das liegen?

Negativer Corona-Schnelltest. Wer glaubt, bisher verschont geblieben zu sein, könnte die Infektion doch schon hinter sich haben. Oder von bestimmten vorübergehenden Effekten, noch unbekannten genetischen Faktoren und Zufällen profitiert haben.
Negativer Corona-Schnelltest. Wer glaubt, bisher verschont geblieben zu sein, könnte die Infektion doch schon hinter sich haben. Oder von bestimmten vorübergehenden Effekten, noch unbekannten genetischen Faktoren und Zufällen profitiert haben. - Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Besonders während der Omikron-Welle infizierten sich zahlreiche Menschen mit Corona.
  • Die meisten haben mehrere Menschen in ihrem Umfeld, die ein- oder zweimal infiziert waren.
  • Da stellt sich die Frage, warum es Einzelne nicht trifft. Forschende erklären.

Die Einschläge kamen immer häufiger und immer näher: Corona traf die Freunde, deren Kinder, die Grosseltern, die meisten Arbeitskollegen. Bisher verschont gebliebenen Menschen konnte die eigene Corona-Ansteckung in den vergangenen Monaten oft nur noch als Frage der Zeit erscheinen.

Manche haben aber selbst der gerade abflauenden Omikron-Welle mit Millionen Infizierten bundesweit standgehalten, sich also in über zwei Jahren Pandemie immer noch nicht wissentlich mit Sars-CoV-2 infiziert.

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Proben im Corona-Testlabor. (Archiv) - dpa

Wenn man Menschen fragt, die sich zu der Gruppe zählen, hört man eine ganze Reihe von Vermutungen über mögliche Ursachen: Härten regelmässige lange U-Bahn-Fahrten womöglich ab, weil man immer wieder kleine Virusmengen abbekommt? Um es vorwegzunehmen: «Diese These fällt in das Reich der Spekulationen», sagt der Essener Virologe Ulf Dittmer.

Glück gehabt oder doch schon infiziert?

Andere bisher nicht Infizierte stellen sich ein gutes Zeugnis beim Einhalten der Corona-Regeln aus. Manche halten sich auch schlicht für Glückspilze, weil sie sich weder bei einer später positiven Kontaktperson noch beim Clubbesuch angesteckt hätten.

Einige zweifeln, ob sie das Virus nicht doch schon hatten, nur unbemerkt und unbestätigt. Zum Beispiel in der Zeit, als Tests kaum verfügbar waren. Oder als man Symptome hatte, die Tests aber nie anschlugen. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass es an falscher Probenentnahme oder dem Timing lag.

Menschen feiern in einem Club. Foto: Sophia Kembowski/dpa
Menschen feiern in einem Club. Foto: Sophia Kembowski/dpa - dpa-infocom GmbH

Wissenschaftliche Erkläransätze zu der Frage gehen tiefer. Die eine definitive Antwort, die Nicht-Ansteckungen erklärt, gibt es aber nicht. Vielmehr kann der Schlüssel in einer Kombination verschiedener Umstände liegen. «Es gibt einige Hypothesen, die plausibel erscheinen», sagt Leif Sander, der die Klinik für Infektiologie an der Berliner Charité leitet.

Viele unbemerkte Infektionen

Zunächst einmal muss man bedenken, dass ein gar nicht mal kleiner Teil der Fälle weitgehend oder völlig unbemerkt verläuft. In einer Überblicksarbeit von Ende 2021 im «Jama Open Network» bilanzierten die Autoren, dass sogar bei bestätigten Corona-Infizierten rund 40 Prozent zum Testzeitpunkt keine Krankheitsanzeichen hatten. Grundlage waren knapp 100 verschiedene, internationale Studien mit Daten von insgesamt rund 30 Millionen Menschen.

Haben Sie sich mit Corona angesteckt?

Die Testhäufigkeit spielt vor diesem Hintergrund eine Rolle beim Erkennen von Infektionen. Wer sich eher unregelmässig testen lässt, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine sehr milde oder asymptomatische Infektionen zu übersehen. Bei häufigen Tests spürt man eher auch milde Fälle auf.

Genetische Merkmale

Abgesehen davon können auch die Gene eine Rolle spielen. «Es gibt Menschen, die aufgrund genetischer Merkmale zum Beispiel schlecht mit Malaria oder HIV infiziert werden können. In gewissen Abstufungen wird es das auch bei Sars-CoV-2 geben», sagt Sander. Komplett verstanden seien die genetischen Faktoren aber nicht.

Impfschutz

Vermutlich oft unterschätzt wird der Impfschutz: Die Spiegel der Antikörper im Blut, die in den Körper eindringende Coronaviren unschädlich machen können, sinken in der Zeit nach der Impfung zwar ab. «Der Schutz bleibt aber trotzdem über Monate signifikant. Auch das reduziert immer noch Ansteckungen», sagt Sander.

Coronavirus
Eine Person erhält eine Impfung. (Archiv) - dpa

Immunantworten auf die Impfung unterscheiden sich darüber hinaus von Mensch zu Mensch. «Wenn die Antwort besonders gut ausfällt, kann auch die Kombination aus Impfung und einer vorherigen Infektion mit einem der vier normalen Erkältungscoronaviren eine Rolle spielen», gibt der Charité-Professor zu bedenken.

Stärker aktiviertes Immunsystem bei Kindern

Bei Kindern gibt es Sander zufolge das Phänomen, dass sie generell ein stärker aktiviertes angeborenes Immunsystem haben, das Immunsystem sei sozusagen häufig voraktiviert. Zudem gebe es den Effekt, dass Menschen direkt nach einem Infekt für ein paar Tage generell weniger empfänglich sind für den nächsten lauernden Erreger.

Ein weiterer denkbarer Faktor: Bei manchen Menschen schmeisst das Immunsystem das Virus womöglich sehr schnell wieder aus dem Körper heraus, wie Sander sagt.

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