Steuern in grossem Stil hinterzogen? - Grossrazzia in Berlin
Die Polizei stand im Morgengrauen vor der Tür der Villa des Berliner Clanchefs. Der Vorwurf: Hinterzogene Steuern durch Hintermänner in der Rap-Szene.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Berliner Polizei ist wegen des Verdachts der grossangelegten Steuerhinterziehung und Geldwäsche mit einer Razzia gegen den Clanchef Arafat A.-Ch.
und weitere Verdächtige vorgegangen.
Es geht um Managerhonorare in der Rap-Szene, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte. Unter Verdacht stehen vier Personen, die «teilweise dem Bereich» der organisierten Kriminalität zuzurechnen sind. Es gab keine Festnahmen. Ein Rechtsanwalt von Arafat A.-Ch. teilte mit. «Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich derzeit keine Auskünfte erteilen kann.»
Polizei und Steuerfahnder durchsuchten seit dem frühen Dienstagmorgen 18 Wohnungen, Häuser und Büroräume in Berlin, Brandenburg und der Schweiz. Darunter war auch die Villa von A.-Ch. südlich von Berlin. Laut Staatsanwaltschaft wurde Vermögen in Höhe von mehreren Millionen Euro vorläufig sichergestellt.
Der 44-Jährige, der als Chef eines arabischstämmigen Clans gilt, und drei seiner Brüder sind derzeit vor dem Berliner Landgericht angeklagt, weil sie den Rapper Bushido bedroht, beschimpft, eingesperrt und angegriffen haben sollen. Bushido hatte in den vergangenen Wochen als Zeuge berichtet, dass A.-Ch. als Manager und Geschäftspartner im Lauf der Jahre insgesamt neun Millionen Euro von ihm erhalten habe. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt für A.-Ch. die Unschuldsvermutung - dies gilt auch für die jetzt laufenden Ermittlungen.
In einem Tweet der Staatsanwaltschaft vom Dienstag hiess es, es gehe um den Verdacht auf «Steuerstraftaten in erheblichem Umfang im Zusammenhang mit Managementleistungen innerhalb der "Rapszene"». Ermittelt wird auch wegen des Vorwurfs des Betrugs. Kriminalpolizei und Steuerfahndung beschlagnahmten schriftliche Unterlagen und Datenträger. Ziel sei es, Beweise zu finden und Vermögenswerte einzuziehen, erklärte die Polizei.
Mehr als 300 Polizisten waren im Einsatz, darunter auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) sowie drei Abteilungen des Landeskriminalamtes (LKA). Zwischenfälle gab es bei der Aktion nach Angaben der Polizei nicht: «Das verlief bislang alles unproblematisch.»
Die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüsste die Razzia. «Die heutigen Massnahmen sind wichtig, denn der Rechtsstaat muss immer weiter dran bleiben, um den Sumpf trocken zu legen.» Clans hätten in den letzten Jahren viel illegales Geld in den legalen Kreislauf gespeist und «mit Drogengeschäften, Schutzgelderpressung und anderen kriminellen Einnahmequellen Immobilien und andere Luxusgüter finanziert». Jährlich würden im Geldwäscheparadies Deutschland mehr als 100 Milliarden Euro reingewaschen.