Osterfestspiele Salzburg mit Wagner, Westbam und ein bisschen Voodoo
Die Osterfestspiele Salzburg erweitern in diesem Jahr ihre künstlerische Bandbreite. Das einst von Herbert von Karajan gegründete Klassik-Festival hat den deutschen DJ und Produzenten Westbam eingeladen, um Richard Wagners Meisterwerke mit seiner eigenen elektronischen Musik zu verbinden. «Die Leute dürfen klatschen, sie dürfen tanzen, sie dürfen sitzen und sie dürfen buhen», sagte der 58-jährige Musiker vor dem Festival-Start am Samstag. «Ich bin auf alles vorbereitet», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Westbam präsentiert seinen Wagner-Remix «Night of Love» am kommenden Donnerstag gemeinsam mit der Mendelssohn-Orchesterakademie des Leipziger Gewandhaus-Orchesters in der Felsenreitschule in Salzburg. Am 15. April folgt eine Aufführung in Leipzig.
Maximilian Lenz alias Westbam sieht Parallelen zwischen sich und Wagner. Der Komponist von «Tannhäuser», «Lohengrin» oder «Tristan und Isolde» sei auch ein «Musikbenutzer» im besten Sinne gewesen, sagte er. «Wagner war mehr so: Ich bastle mir hier meinen Soundtrack für meine Szene, um ein Gefühl zu verstärken. Und das ist irgendwie auch wie ein DJ mit Musik umgeht.»
Der Musiker betonte: «Es ging mir nicht darum, Wagner auf Disco zu bringen.» Das Ziel sei, «in den besten Momenten das Hypnotische und das Voodoo-mässige von einer endlosen Wagner-Melodie mit einem intensiven Westbam, einem hypnotischen Beat zusammenzubringen».
Während Westbam von Wagners «Soundwelle» fasziniert ist, kämpft er mit dessen extremen Wechseln von Lautstärke, Rhythmus und Tempo. «Ich bin ein Kind von Punkrock, von New Wave und von schwarzer Musik. Und aus all diesen Richtungen gesehen wirkt ja klassische Musik im allgemeinen und Wagner im speziellen so wahnsinnig überkomplex», sagte er.
Westbam, dessen Name unter anderem mit dem Dortmunder Mayday-Festival und mit der Berliner Loveparade verbunden ist, war noch nie in der Oper. Klassischer Gesang und sein «unheimlich kunstvolles Exerzieren von Noten» flösse ihm zwar Respekt ein, wirke aber letztlich für ihn befremdlich und akustisch nicht verständlich. Für «Night of Love» arbeitet Westbam daher lieber mit den aufgenommenen Stimmen von Schauspieler Ben Becker, dem britischen Depeche-Mode-Kollaborateur Richard Butler, dem Soul-Vokalisten Robert Owens und mit Dieter Meier von der Schweizer Elektronik-Band Yello.
Maximilian Lenz wagt sich zwar in Salzburg an Wagner, aber ein Auftritt bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth erscheint ihm nicht realistisch. «Meine Gesundheit ist mir schon wichtig», meinte er mit Blick auf mögliche negative Reaktionen und dem «Voodoo-Geist von Wagner, der da am Hügel rumspinnt».
Salzburgs Osterfestspiel-Intendant Nikolaus Bachler hingegen hat ohne Furcht vor Wagners Fluch nicht nur Westbam gebucht, sondern auch den israelischen Choreographen Emanuel Gat, der eine zeitgenössische Deutung von Wagners «Wesendonck-Liedern» auf die Bühne bringt.
Doch auch Fans von klassischer Klassik sollen auf ihre Kosten kommen. Als Opernproduktion steht Wagners «Tannhäuser» mit Dirigent Andris Nelsons, dem Gewandhausorchester und Jonas Kaufmann in der Titelpartie auf dem Programm – ein Rollendebüt für den Startenor.