Papst Benedikt soll jahrelang Sexualstraftäter gedeckt haben
Papst Benedikt und sein Privatsekretär sollen jahrelang die sexuellen Übergriffe eines Prälaten im Vatikan gedeckt haben, weil dieser ihm zum Papst-Amt verhalf.
Das Wichtigste in Kürze
- Papst Benedikt soll jahrelang sexuelle Übergriffe eines Prälaten vertuscht haben.
- Der «stockschwule» Würdenträger wurde zigfach intern gemeldet. Passiert ist nichts.
- Er hatte dem Papst 2005 als Whistleblower zur Wahl verholfen.
Nächste Episode von Sex-Skandalen bei den Gottesvertretern im Vatikan: Gemäss «Bild» sollen Papst Benedikt und sein Privatsekretär Georg Gänswein jahrelang die sexuellen Übergriffe eines Prälaten vertuscht haben. Der Prälat hatte 2005 Kardinal Joseph Ratzinger als Whistleblower zu seiner Wahl zum Papst Benedikt verholfen.
Mehrfach intern gemeldet
Der deutsche Prälat hatte als Abteilungsleiter im Staatssekretariat des Papstes über Jahre Priester sexuell bedrängt. Beim Papst-Sekretär Georg Gänsewein gingen deswegen mehrere schriftliche Hinweise ein, dieser unternahm aber nichts. Stattdessen schrieb er einem Opfer: «Nicht ärgern, ein bisschen wundern (...) Ich hoffe, dass dem Spiel nicht mehr allzu lange zugesehen wird.»
Aus dieser Hoffnung wurde aber nichts. Obwohl auch der 2012 informierte Heimatbischof des Prälaten diesen als «stockschwul» und «belästigend» bezeichnete, wurden die Vorwürfe weder an die kirchliche Justiz noch an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.
Stattdessen wurde der fehlbare Prälat zunächst als päpstlicher Diplomat ins Ausland versetzt. Nachdem auch dort neue Vorwürfe laut wurden, holte man ihn zurück in sein Heimat-Bistum. Als 2013 aus der Heimat schon wieder neue Übergriffe an Gänswein gemeldet wurden, versprach dieser, «verantwortlich mit den Informationen umzugehen».
Gänswein beteuert in der «Bild», die Vorwürfe an den Personalchef des Papstes weitergeleitet zu haben. Doch dieser kann sich nicht an den Vorfall erinnern. Betroffene Priester haben darum vor einigen Wochen direkt bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt. Ein Verfahren wurde eingeleitet.
Prälat hatte «Sankt-Gallen-Mafia» geleaked
Grund für die schützende päpstliche Hand über dem fehlbaren Würdenträger dürfte dessen Rolle in der Papst-Wahl von 2005 sein. Der Prälat half damals, Widerstände gegen die Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zu beseitigen.
Gegen den Deutschen hatte sich vor der Wahl ein signifikanter Teil der stimmberechtigten Kardinäle in Rom abgesprochen. Die Gruppe wurde später unter dem Namen «Sankt-Gallen-Mafia» bekannt. Sie wollten den heutigen Papst Franziskus schon damals ins Amt hieven. 1996 vom St. Galler Bischof Ivo Führer ins Leben gerufen, setzte sich Gruppe von Kardinälen für eine liberalere Ausrichtung der Kirche ein.
Der beschuldigte Prälat leitete damals geheime Dokumente zu der verbotenen Wahlabsprache an einen Journalisten weiter. Dieser veröffentlichte die Informationen und verhinderte so die Wahl von Jorge Bergoglio, dem heutigen Papst Franziskus. Stattdessen wurde Ratzinger zum Papst Benedikt gewählt. Der Prälat bekam eine Führungsposition in dessen Staatssekretariat.