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Arbeit zu schwarzen Löchern: Physik-Nobelpreis an Deutschen

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Deutschland,

Der Physik-Nobelpreis geht in diesem Jahr auch nach Deutschland: Reinhard Genzel teilt sich ihn mit einer US-Forscherin und einem Briten. Andrea Ghez ist erst die vierte Frau, die diesen Preis erhält.

Die Bildkombo zeigt Reinhard Genzel (l-r), Astrophysiker am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Andrea Ghez, Professorin für Physik und Astronomie an der University of California (UCLA), und Roger Penrose, Physiker an der Oxfod Universität. Foto: Matthias Balk/DPA, UCLA, PA/AP/dpa
Die Bildkombo zeigt Reinhard Genzel (l-r), Astrophysiker am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Andrea Ghez, Professorin für Physik und Astronomie an der University of California (UCLA), und Roger Penrose, Physiker an der Oxfod Universität. Foto: Matthias Balk/DPA, UCLA, PA/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Für die Erforschung eines Schwarzen Lochs erhält der deutsche Astrophysiker Reinhard Genzel in diesem Jahr den Nobelpreis für Physik.

Der 68-Jährige hatte zugleich mit der US-Forscherin Andrea Ghez das supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstrasse entdeckt. Dafür erhalten die beiden die eine Hälfte des Preises, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm mitteilte. Die zweite Hälfte geht an den Briten Roger Penrose, der erkannte, dass die Bildung von Schwarzen Löchern eine Vorhersage der Allgemeinen Relativitätstheorie ist.

Geboren wurde Genzel 1952 im hessischen Bad Homburg, er studierte in Freiburg und Bonn und arbeitete später unter anderem in den USA. Schon sein Vater war Physiker - und ebenfalls Max-Planck-Direktor. Den Nobelpreis sieht der Astrophysiker vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) auch als Ehre für sein ganzes Team. Jetzt dürfe man sich aber nicht darauf ausruhen und einschlafen. «Von nix kommt nix.»

Genzel und Ghez (55) entdeckten mit Hilfe riesiger Teleskope unabhängig voneinander, dass ein unsichtbares und extrem schweres Objekt die Umlaufbahnen der Sterne im Zentrum unserer Galaxie beherrscht. Ein supermassereiches Schwarzes Loch sei dafür die einzige derzeit bekannte Erklärung, erläuterte die Akademie. Beide hatten seit Anfang der 1990er Jahre Forschungsgruppen geleitet, die sich mit dem Zentrum unserer Galaxie beschäftigen.

«Das war eine Frage der Zeit», sagte Dieter Breitschwerdt, Astrophysiker an der Technischen Universität Berlin, mit Blick auf den Nobelpreis für Genzel. «Mich hat beeindruckt, dass Herr Genzel Fragen gestellt hat, die an den Kern der Sache gehen. Er hat weniger Wert darauf gelegt, immer nett und höflich zu sein, sondern war eher wissenschaftlich direkt.» Genzel ist der sechste Deutsche seit 2000, dem der Physik-Nobelpreis zuerkannt wird, insgesamt gibt es mehrere Dutzend deutsche Preisträger.

Ghez ist erst die vierte Frau, die einen Physik-Nobelpreis erhält. «Ich hoffe, ich kann junge Frauen für das Fachgebiet inspirieren», sagte Ghez. Es gebe noch so viel mehr als Schwarze Löcher zu erforschen, erläuterte sie, als sie nach der Verkündung von der Königlich-Schwedischen Akademie telefonisch zugeschaltet wurde. «Der Preis für Andrea Ghez ist hochverdient, und ich freue mich, dass eine Frau ihn bekommen hat», sagte Anton Zensus, Direktor am Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie. «Ich hoffe, dass das noch viel öfter passieren wird.»

«Die Preise zeigen, dass die Gruppe aus den USA und die europäisch-deutsche Gruppe auf Augenhöhe forschen», so Zensus weiter. Genzel habe über viele Jahre etwa mit dem Very-Large-Teleskop der Europäischen Südsternwarte das Zentrum unserer Milchstrasse und die Bahnen der Sterne beobachtet, um daraus Hinweise auf das Schwarze Loch abzuleiten. «Er hat eine unglaubliche Begeisterung für die Wissenschaft und für sein Feld.»

Roger Penrose (89), der an der University of Oxford arbeitet, fand geniale mathematische Methoden, um mit Albert Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie zu arbeiten, wie das Nobelkomitee mitteilte. Zehn Jahre nach Einsteins Tod habe Penrose aufgrund dieser Theorie dann 1965 gezeigt, dass Schwarze Löcher existieren - jene Monster in Zeit und Raum, die alles erfassen, was ihnen zu nahe kommt. Einstein selbst habe nicht an die Existenz Schwarzer Löcher geglaubt. Wichtige Vorarbeiten habe bereits der deutsche Astrophysiker Karl Schwarzschild 1916 geleistet.

Ein Doktorand von Penrose war der 2018 gestorbene Physiker Stephen Hawking. Würde er den Nobelpreis nun auch erhalten, wenn er noch leben würde? «Die Vorhersagen von Penrose zu den Eigenschaften von Schwarzen Löchern sind vielleicht noch ein bisschen fundamentaler gewesen», erläuterte Lutz Wisotzki vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam. «Aber natürlich hat Hawking da auch visionäre Beobachtungen angestellt.»

Schwarze Löcher lassen durch ihre extreme Masse noch nicht einmal das Licht entkommen und sind somit nur indirekt nachweisbar. Doch warum fällt dann nicht unsere ganze Galaxie in das Schwarze Loch in ihrer Mitte? «Das Schwarze Loch ist kein Staubsauger», sagte Wisotzki. Es wechselwirke über seine Gravitationskraft mit der Umgebung. Bei einem gewissen Sicherheitsabstand und einer hohen Geschwindigkeit gebe es stabile Bahnen für Objekte um das Loch herum.

Die höchste Auszeichnung für Physiker ist in diesem Jahr mit insgesamt zehn Millionen Kronen (rund 950 000 Euro) dotiert - eine Million Kronen mehr als im Vorjahr.

Am Montag war der Nobelpreis für Medizin den Virologen Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Grossbritannien) und Charles M. Rice (USA) zuerkannt worden. Sie hatten massgeblich dazu beigetragen, das Hepatitis-C-Virus zu erforschen. Am Mittwoch werden die Träger des Chemie-Nobelpreises verkündet, es folgen die Bekanntgaben der Preisträger für Literatur und für Frieden. Der Reigen endet am Montag mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten Wirtschafts-Nobelpreis. Die Überreichung der Preise erfolgt traditionsgemäss am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

2019 hatte James Peebles (Kanada/USA) für seine Erkenntnisse zur Entwicklung des Universums die eine Hälfte des Physik-Nobelpreises erhalten. Die andere ging an Michel Mayor und Didier Queloz (beide Schweiz), die den ersten Exoplaneten entdeckt hatten, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist.

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