PiS geht in Polen mit Nawrocki in die Präsidentenwahl
Die polnische Oppositionspartei PiS nominiert den Historiker Karol Nawrocki als Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2025.
Polens nationalkonservative Oppositionspartei PiS will den Historiker Karol Nawrocki als Kandidaten ins Rennen um die Präsidentschaft im Mai 2025 schicken. «Wir haben uns für einen parteilosen, unabhängigen Kandidaten entschieden», sagte Parteichef Jaroslaw Kaczynski bei einer Veranstaltung der PiS in Krakau.
Der 41-jährige Nawrocki leitet seit 2021 das Institut für Nationales Gedenken, das sich schwerpunktmässig mit der Auswertung und Verwaltung der Akten der Geheimdienste aus kommunistischer Zeit befasst. «Polen ist meine grosse Liebe, deshalb bin ich bereit, Präsident zu werden», sagte Nawrocki nach der Nominierung.
PiS-Spitze tat sich schwer mit Auswahl eines Kandidaten
Das genaue Datum der Präsidentenwahl im kommenden Frühjahr steht noch nicht fest. Amtsinhaber Andrzej Duda, der aus den Reihen der PiS stammt, kann nach zwei Amtsperioden nicht noch ein weiteres Mal antreten. Bereits am Samstag hatte die liberalkonservative Bürgerkoalition von Regierungschef Donald Tusk in Vorwahlen den populären Warschauer Oberbürgermeister Rafal Trzaskowski zu ihrem Präsidentschaftskandidaten gewählt.
Die Parteispitze der PiS tat sich dagegen laut Berichten polnischer Medien mit der Wahl eines geeigneten Kandidaten schwer. Im August gab der mächtige Parteichef Kaczynski die Marschrichtung vor. «Der Kandidat für das höchste Staatsamt sollte ein Mann sein. Jung, gross, imposant, mit Familie und Fremdsprachenkenntnissen.»
Politischer Nobody mit mutmasslichen Kontakten ins Rotlichtmilieu
Nawrocki entspricht diesen Anforderungen. Der promovierte Historiker wuchs in einem alten Mietshaus im Danziger Arbeiterviertel Siedlce auf. Als junger Mann holte er einen Titel im Amateurboxen und spielte Fussball im Verein. Während des Studiums jobbte er als Türsteher in einem Luxushotel im Ostseebadeort Sopot.
Aus dieser Zeit werden ihm gute Kontakte zum Rotlichtmilieu nachgesagt – seine politischen Gegner könnten das im Wahlkampf ausspielen. In der Politik hat Nawrocki keine Erfahrung, er hat weder Ämter bekleidet noch sich um solche beworben.
Kaczynski sieht fehlende Bekanntheit als Vorteil
Sein Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit ist gering. Nach Berichten polnischer Medien soll Parteichef Kaczynski aber gerade das als Vorteil gesehen haben.
Mehrere politische Schwergewichte der PiS wie Ex-Regierungschef Mateusz Morawiecki und der frühere Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak hatten Interesse an einer Kandidatur angemeldet. Kaczynski soll dies jedoch verworfen haben, weil er fürchtete, dass die Präsidentenwahl dann zur Abrechnung der Wähler mit den Jahren der PiS-Regierung werden könnte, die das Land von 2015 bis 2023 führte.
Ihre Vertreter sind in diverse Korruptionsaffären verstrickt.