Polizei meldet deutschlandweit Verstösse gegen Corona-Kontaktsperre
Das schöne Wochenendwetter hat die Disziplin der Deutschen in der Corona-Pandemie auf eine harte Probe gestellt.
Das Wichtigste in Kürze
- Allein in Berlin knapp 2000 Menschen kontrolliert - Grüne warnen vor Überziehen.
Bundesweit meldete die Polizei Verstösse gegen die Kontaktsperren und verstärkte die Kontrollen durch Streifen. Allein in Berlin wurden knapp 2000 Menschen überprüft. In Hessen wurden Beamte beleidigt und angegriffen, als sie eine verbotene Zusammenkunft auflösten. Die Grünen warnten die Polizei angesichts der bundesweiten Kontrollen vor einem Überziehen der Massnahmen.
In Berlin waren zur Überwachung der Verbote, die zur Eindämmung der Pandemie erlassen wurden, rund 500 Polizisten stadtweit im Einsatz. In der Nacht zu Sonntag überwachten etwa 110 Polizisten die Einhaltung der Verordnung. 55 Objekte und 1981 Personen im Freien wurden binnen 22 Stunden nach Polizeiangaben überprüft. Die Polizisten schrieben 23 Strafanzeigen und meldeten 87 Ordnungswidrigkeiten.
In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden hatten sich am frühen Samstagabend etwa 25 meist betrunkene Menschen auf einem öffentlichen Platz versammelt. Als die Polizei die Gruppe zerstreuen wollte, zeigte sich ein Grossteil der Zusammengekommen wenig begeistert: Beamte wurden mit Zigaretten beworfen, bespuckt und bedroht. Ein 30-Jähriger schlug einen Polizisten ins Gesicht.
In der niedersächsischen Gemeinde Fintel löste die Polizei eine Corona-Party junger Leute auf. Zeugen hatten den Beamten einen Hinweis auf die verbotene Feier in einem zu einer Partyscheune umgebauten Holzschuppen gegeben. Dort trafen die Beamten auf sieben Feiernde im Alter zwischen 17 und 21 Jahren. Sie sassen bei Musik und alkoholischen Getränken in dem geheizten Schuppen zusammen und feierten.
Die Oldenburger Polizei stiess bei Kontrollen unter anderem auf den Geschäftsführer eines Autohandels, der sein Geschäft geöffnet und eine Probefahrt für einen potenziellen Käufer arrangiert hatte. In Ihlow machte die Polizei einen Privatflohmarkt von Kindern dicht. Zudem stoppten sie Pflasterarbeiten auf einem Privatgrundstück in Südbrookmerland. Dort waren mehrere Menschen tätig, die nicht nicht miteinander verwandt waren.
Im Kreis Diepholz hatte die Polizei Probleme mit vielen noch geöffneten Pkw-Waschanlagen und SB-Waschboxen. Hier musste die Polizei im Landkreis insgesamt elf Anlagen schliessen. Auch mehrere Eisdielen wurden geschlossen.
Auch in Baden-Württemberg ging die Polizei mehrfach gegen grössere Menschenansammlungen vor. In Eberhardzell beendete die Polizei eine Zusammenkunft von insgesamt 18 Menschen in einem Haus, in dem zwei Familien aus anderen Landkreisen zu Gast waren.
In Wäschenbeuren löste die Polizei in der Nacht zu Sonntag eine Grillparty auf einem Waldspielplatz auf. An diesem standen zwar nur zwei Verdächtige, jedoch waren deutlich mehr Getränke und Grillgut zu sehen. Bei der Suche nach weiteren Feiernden entdeckte die Polizei einen 22-Jährigen im Gebüsch.
Die Grünen-Innenexpertin Irene Mihalic warnte die Polizei angesichts der bundesweiten Kontrollen vor Übertreibungen. «Die Umsetzung der Massnahmen treibt mancherorts merkwürdige Blüten, beispielsweise wenn Parkbesucher nach Hause gefahren werden, damit die Ordnungskräfte dort mit Türschildabgleich feststellen können, ob die Eingesammelten tatsächlich im selben Haushalt leben oder gegen das Kontaktverbot verstossen haben», schrieb sie in einem Positionspapier, aus dem das Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montagsausgaben) zitierte.
Die Regeln zur Eindämmung des Virus hätten eine hohe Akzeptanz, fuhr Mihalic fort. Was aber häufig fehle, sei ein klarer Handlungsrahmen für Polizei und Ordnungsämter: «Dabei darf nicht der leiseste Zweifel daran aufkommen, dass es ausschliesslich darum geht, überlebensnotwendigen Infektionsschutz zu gewährleisten, und nicht darum, nach und nach ein neues beziehungsweise eigentlich doch längst überkommenes Verständnis von Obrigkeit zu etablieren.»