Einen Tag nach der Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof haben die Ermittler schon reichlich Informationen zum Täter gesammelt – der liegt noch immer im Koma.
Ein Polizist steht vor der abgesperrten Apotheke im Kölner Hauptbahnhof.
Ein Polizist steht vor der abgesperrten Apotheke im Kölner Hauptbahnhof. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Gestern nahm ein 55-jähriger Syrer am Kölner Hauptbahnhof eine Geisel.
  • Die Polizei veröffentlicht nun Einzelheiten zum Täter und der Tat.
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Der Geiselnehmer vom Kölner Hauptbahnhof schwebt nicht mehr in Lebensgefahr. «Er liegt aber weiter im Koma», sagte Miriam Brauns, die stellvertretende Polizeipräsidentin von Köln, am Montag. Der Mann habe noch nicht vernommen werden können. Gegen ihn sei aber ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes in zwei Fällen und auch wegen Geiselnahme erlassen worden, teilte die Staatsanwaltschaft heute Dienstag in Köln mit. 

Inzwischen sei es «zweifelsfrei» erwiesen, dass es sich bei dem Geiselnehmer um den 55-jährigen Syrer handelt, dessen Ausweis am Tatort gefunden wurde, teilte die Polizei mit. Er lebe seit März 2015 in Deutschland, die meiste Zeit in Köln. Der Mann habe eine Aufenthaltserlaubnis bis Juni 2021. Er habe in einer Kölner Flüchtlingsunterkunft gelebt und sei psychisch nicht in der Lage gewesen, einer Arbeit nachzugehen.

Zudem sei er in der Vergangenheit «kriminalpolizeilich umfangreich in Erscheinung getreten». In insgesamt 13 Fällen sei es um Drogen, Diebstahl, Bedrohung, Betrug und Hausfriedensbruch gegangen. Ob die Geiselnahme einen terroristischen Hintergrund habe, werde weiterhin geprüft, teilte die Polizei mit. Die Bundesanwaltschaft prüft eine Übernahme des Verfahrens.

Bei der Durchsuchungen seiner Wohnung seien arabische Schriftzeichen mit muslischem Bezug gefunden worden, sagte Kripo-Chef Klaus-Stephan Becker. Es gebe dabei aber keinen konkreten islamistischen Bezug, insbesondere nicht zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Laut den Ermittlungen leben auch sein Bruder und sein Sohn in Deutschland. Seine Frau soll sich demnach aber noch in Syrien aufhalten. Ihre Anträge auf Einreise nach Deutschland seien zweimal abgelehnt worden.

Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof

Der 55-jährige Syrer hatte am Montagmittag im Kölner Hauptbahnhof einen Molotowcocktail in einem Schnellrestaurant gezündet und sich dann in der benachbarten Apotheke mit einer Angestellten verschanzt. Bei der Tat wurden eine Jugendliche und zwei Frauen verletzt. Eine Spezialeinheit überwältigte den Mann, wobei er schwer verletzt wurde. 

Nach Einschätzung der Polizei hatte er nicht vor, sich mit einer Frau in der Apotheke zu verschanzen. «Der eigentliche Tatplan war die Brandlegung im McDonalds», sagte Klaus-Stephan Becker, der Chef der Kölner Kripo. Die Geisel sei wahrscheinlich «ein Zufallsopfer» gewesen. Bislang gibt es auch keine Hinweise auf mögliche Komplizen. Es werde intensiv nach eventuellen Mittätern gesucht. Bislang gebe es aber keine entsprechenden Erkenntnisse, so Becker weiter. 

Der Täter vom Kölner Hauptbahnhof hätte mit seinen mitgeführten Gaskartuschen einen erheblichen Schaden anrichten können. Hätte er die Kartuschen zur Explosion gebracht, wäre der Schaden beachtlich gewesen. Dafür bedürfe es jedoch großer Hitze, erklärte Becker. Ob das mitgeführte Benzin dafür ausgereicht hätte, darüber könne bislang nur spekuliert werden.

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