Portugiesischer Richter rechtfertigt Gewalt gegen Frauen
In Portugal annulliert ein Richter die Verurteilung eines Ex-Ehemannes und eines Liebhabers. Diese hatten die Frau mit einem Hammer verletzt, weil sie fremd ging. Das Land ist empört und reagiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Richter in Portugal annulliert die Verurteilung zweier Männer, die eine Frau attackiert hatten.
- Er begründete sein Handeln damit, dass Fremdgehen ehreverletzend sei.
- Er berief sich auf die Bibel – der Bischof kritisierte seine Begründung scharf.
Der Oberste Justizrat Portugals
hat Ermittlungen gegen einen Richter eingeleitet, der Gewalt gegen Frauen im
Falle eines Seitensprungs des Opfers gerechtfertigt hatte. Man werde über das
Thema beim nächsten Plenum des Justizrates am 7. November debattieren, teilte
der Justizrat am späten Mittwochabend in Lissabon mit. Die Entscheidungen eines
Richters seien aber unanfechtbar, hatte es in einer früheren Mitteilung
geheissen.
Der Richter Joaquim Neto de Moura
vom Landgericht von Porto hatte am 11. Oktober die Verurteilung des
Ex-Ehemannes und des Liebhabers einer Frau annulliert, die das Opfer 2015
gemeinsam unter anderem mit einem Hammer angegriffen hatten. Die beiden Männer
waren jeweils zu 15 und 12 Monaten Haft sowie zu Geldstrafen verurteilt worden
und hatten Berufung eingelegt.
Der Ehebruch sei «ein schlimmer
Anschlag auf die Ehre und die Würde des Mannes», hiess es in der Begründung des
Richters Neto de Moura, der sich unter anderem auch auf die Bibel berief. Das
Urteil löste im ganzen Land heftige Kritik und Empörung aus. Auch die
portugiesische Bischofskonferenz teilte mit, hier liege eine «nicht korrekte
Verwendung der Bibel» vor.