Sellner ist in Marburg unerwünscht und kommt vermutlich trotzdem. Weil die Lesung wohl privat sei, sind der Stadt die Hände gebunden. Vielen missfällt das.
Martin Sellner
Martin Sellner will nach Angaben der Stadt aus seinem Buch «Remigration» lesen. (Archivfoto) - Sebastian Willnow/dpa

Gegen eine geplante Lesung des Rechtsextremisten Martin Sellner in Marburg formiert sich Protest. Die Stadt Marburg und das Netzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus planen für Montagabend eine Kundgebung vor dem Erwin-Piscator-Haus. Sie steht unter dem Motto «Keine Propaganda für Remigration». Die Veranstalter rechnen nach Angaben einer Stadtsprecherin mit 2000 bis 3000 Teilnehmern.

Nach Angaben der Stadt will Sellner am Montagabend «an einem bislang nicht bekannten Ort» aus seinem Buch «Remigration» lesen. Die Veranstaltung soll in Privaträumen geplant sein.

«Wir missbilligen deutlich und mit allem Nachdruck, dass Martin Sellner in Marburg Thesen zur Vertreibung eines Teils unserer Einwohner*innen propagieren will», schrieb der Marburger Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) im Vorfeld.

Oberbürgermeister: Sellners Thesen sind Gefahr für das Gemeinwesen

Die Stadt erachte Sellners «menschenfeindlichen Thesen» als eine Gefahr für das Gemeinwesen sowie für die Demokratie und Verfassung. «Die Universitätsstadt Marburg ist eine vielfältige, tolerante und weltoffene Stadt, in der es keinen Platz gibt für Rechtsextremismus, Hass, Hetze und jede andere Form von Menschenfeindlichkeit», so der Oberbürgermeister.

Sellner war der Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich. Im November 2023 hatte er bei einem Treffen in einer Potsdamer Villa über «Remigration» gesprochen. Das Medienhaus «Correctiv» hatte das Treffen öffentlich gemacht.

Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine grosse Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. Der Begriff war zum «Unwort des Jahres» gewählt worden. Ein geplantes Einreiseverbot für Sellner nach Deutschland war vor Gericht gescheitert.

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