Proteste in der Türkei: Hunderte Festnahmen bei Massenkundgebungen
Tausende Menschen demonstrieren in der Türkei gegen die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Imamoglu. Behörden reagieren mit Massenverhaftungen.

In der Türkei eskalieren die Proteste gegen die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu. Trotz Demonstrationsverboten gingen landesweit Zehntausende Menschen auf die Strassen.
Die Behörden reagierten mit harter Hand. Laut Innenminister Ali Yerlikaya wurden 343 Personen festgenommen, wie «ZDF» berichtet.
Die Festnahmen erfolgten in Istanbul und acht weiteren Städten. «Wer Chaos und Provokation sucht, wird nicht toleriert werden», warnte Yerlikaya bei der Plattform X.
Soziale Medien zeitweise blockiert
Die Regierung griff zu drastischen Massnahmen. Soziale Medien und Nachrichtendienste waren in Istanbul 42 Stunden lang blockiert, wie «ZDF» meldet.
Betroffen waren unter anderem X, YouTube, Instagram und WhatsApp. Die Beschränkungen wurden inzwischen wieder aufgehoben.
Oppositionspartei CHP mobilisiert
Die grösste Oppositionspartei CHP hatte zu landesweiten Protesten aufgerufen. In der Hauptstadt Ankara marschierten sogar Parlamentsabgeordnete mit, wie «ZDF» berichtet.
Schwerpunkte der Demonstrationen waren Universitätsgelände und das Rathaus von Istanbul. Vereinzelt kam es zu gewaltsamen Zusammenstössen mit Sicherheitskräften.
Vorwürfe gegen Demonstranten
Die Behörden gehen hart gegen mutmassliche Anstifter vor. Laut Innenminister wurden 326 verdächtige Social-Media-Accounts identifiziert, wie «Tagesspiegel» meldet.

56 Personen wurden deswegen festgenommen. Ihnen wird «Anstiftung zu Straftaten» vorgeworfen. Gegen 53 weitere Demonstranten wurden Ermittlungen eingeleitet.
Grösste Proteste in der Türkei seit Jahren
Es sind die umfangreichsten Demonstrationen in der Türkei seit den Gezi-Protesten 2013. Experten sehen darin mehr als nur Solidarität mit Imamoglu.
«Das ist eine Reaktion, die weit über Imamoglu hinausgeht», erklärt der Journalist Kemal Can laut «n-tv». Es entlade sich lang angestauter Frust über die Lage im Land.
Ungewisse Zukunft
Wie sich die Lage weiter entwickeln wird, bleibt offen. Ein türkisches Gericht soll laut der Nachrichtenagentur «Anadolu» die Untersuchungshaft von Imamoglu angeordnet haben.
Eine Gerichtsentscheidung darüber steht noch aus. Die Opposition will Imamoglu als Präsidentschaftskandidaten aufstellen – seine Inhaftierung könnte dies verhindern.