Puigdemont zieht vor Katalonien-Wahl von Belgien nach Frankreich um
Carles Puigdemont, katalanischer Separatistenführer im Exil, plant seine erneute Wahl zum Regierungschef in Barcelona.
Der noch im Exil lebende katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont ist von Belgien nach Südfrankreich umgezogen, um von dort seine erneute Wahl zum Regierungschef in Barcelona zu betreiben. In der kleinen Stadt Elne in der Nähe der Grenze zu Spanien stellte er am Samstag zum Auftakt des Wahlkampfes die Kandidatenliste seiner liberalkonservativen Partei Junts für die vorgezogene Regionalwahl am 12. Mai vor.
Auf Platz zwei tritt die Unternehmerin Anna Navarro Schlegel, gefolgt von dem früheren Landesminister Josep Rull an. Der amtierenden katalanischen Regionalregierung unter Pere Aragonès von der linkeren separatistischen Partei ERC warf Puigdemont vor, die Orientierung verloren zu haben.
Gegen Puigdemont besteht in seiner Heimat jedoch noch ein Haftbefehl wegen seiner Rolle bei dem gescheiterten Abspaltungsversuch Kataloniens im Herbst 2017. Er werde dennoch nach der Wahl zur Parlamentsdebatte über einen neuen Regierungschef nach Barcelona zurückkehren, hatte der 61-Jährige schon früher betont.
Puigdemonts Hoffnung auf Amnestie
Diese Debatte könnte spätestens am 25. Juni stattfinden. Bis dahin könnte das Amnestiegesetz für katalanische Separatisten bereits in Kraft sein. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hatte die Amnestie zugesagt, um sich mithilfe auch katalanischer Abgeordneter im Herbst zum Regierungschef wiederwählen zu lassen.
Puigdemont hatte seine Kandidatur schon vor gut zwei Wochen ebenfalls in Elne angekündigt. «Das wichtigste Ziel, das wir uns gesetzt haben, ist, den Unabhängigkeitsprozess zu einem Erfolg zu führen», betonte er damals.
Spanien: Angst vor Puigdemonts Sieg
In Spanien hat die Aussicht grosse Sorgen ausgelöst, dass Puigdemont die Wahl gewinnen und erneut eine Loslösung der wirtschaftsstarken Region im Nordosten des Landes betreiben könnte. Zudem ist die Minderheitsregierung von Sánchez auf die Stimmen der Separatisten angewiesen, die damit ihren Forderungen viel Nachdruck verleihen können.
Umfragen zufolge könnten die Sozialisten erneut stärkste Partei werden, aber eine absolute Mehrheit wieder verpassen. Junts und ERC könnten in etwa gleich stark abschneiden.