Razzien bei Menschenrechtlern und Journalisten in Belarus
Die belarussische Regierung vermutet, die Demonstrationen gegen das Regime seien aus dem Ausland finanziert worden. Razzien sind nun die Folge.
Das Wichtigste in Kürze
- Staatschef Alexander Lukaschenko wurde im August zum Wahlsieger ausgerufen.
- Dies hatte landesweite Massendemonstrationen nach sich gezogen.
- Die autoritäre Führung vermutet eine Finanzierung der Proteste aus dem Ausland.
Sechs Monate nach Beginn der Massenproteste in Belarus hat es landesweite Razzien bei Journalisten und Menschenrechtlern gegeben. Ziel sei es festzustellen, wie die Proteste im Spätsommer und Herbst finanziert worden seien. Das teilten die staatlichen Ermittler am Dienstag im Nachrichtenkanal «Telegram» mit.
Menschenrechtler und Journalisten betroffen
Nach Berichten verschiedener Medien gab es Hausdurchsuchungen mit einzelnen Festnahmen in allen grösseren Städten des Landes. Betroffen war demnach auch das Menschenrechtszentrum «Wesna». Dabei seien Telefone und Geräte beschlagnahmt worden, teilte die Organisation mit.
Der Aktivist Valentin Stefanowitsch sagte: «Das ist die Logik der Repression. Am Anfang kommen sie zu Politikern, Aktivisten und danach zu den Journalisten und Menschenrechtlern.»
Razzien gab es auch beim belarussischen Journalistenverband. Dessen Vorsitzender Andrej Bastunez sei von Polizisten mitgenommen, später aber wieder freigelassen worden, hiess es. Die Organisation kritisierte mehrfach das Vorgehen der Behörden gegen Medienvertreter.
Demonstrationen gegen Staatschef Lukaschenko
Die autoritäre Führung hatte behauptet, dass die Demonstrationen aus dem Ausland finanziert worden sei. Wochenlang hatten teils Zehntausende Menschen regelmässig gegen die als gefälscht angesehenen Wahlen protestiert.
Massenhaft wurden Demonstranten festgenommen. Viele beklagten Polizeigewalt. Zuletzt gab es kleinere Proteste in Wohnvierteln.
Die Opposition und westliche Staaten erkennen den zum Wahlsieger ausgerufenen Staatschef Alexander Lukaschenko nicht als Präsidenten an. Der 66-Jährige regiert die Ex-Sowjetrepublik seit 1994.