Rechtschreibreform wird 20 Jahre alt
Heute vor 20 Jahren wurde die neue Rechtschreibereform eingeführt. Nicht alle sind glücklich mit den Regeln.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 1. August 1998 wurde die neue Rechtschreibereform eingeführt.
- Die Sprache hätte einfacher und verständlicher gemacht werden sollen.
Die Rechtschreibreform wird 20 Jahre alt, und noch immer diskutieren die Menschen, ob es bleibenlassen heisst oder ob die Sprachforscher es damals einfach hätten bleiben lassen sollen. Am 1. August 1998 setzten die Schweiz, Österreich und Deutschland die neuen Rechtschreibregeln in Kraft.
Das erklärte Ziel der Reformer war, die Sprache einfacher, verständlicher und klarer zu machen. Doch dies sei «total danebengegangen», sagte Horst Haider Munske, ehemaliges Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung, der «Osnabrücker Zeitung». «Die Rechtschreibleistungen sind schlechter geworden, und auch das Ansehen der Rechtschreibung hat gelitten.»
Der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache, Peter Schlobinski, vertrat gegenüber der «Neuen Westfälischen» die Auffassung, die Reform habe der deutschen Sprache nur wenig geholfen, aber auch nicht «gross geschadet».
«Ob man jetzt See oder Zeh mit Doppel-e oder ‹eh› schreibt, das muss man halt lernen», sagte er. «Das ist so komplex und historisch gewachsen, dass es einfach wenig Sinn hat zu glauben, alles mit Regeln versehen zu wollen.»
Dennoch sei eine festgelegte Orthografie nötig. «Der Sinn von Orthografie ist ja, dass wir in der Lage sind, Texte zu lesen und zu verfassen – und wir müssen in der Lage sein, dies normgerecht zu tun», sagte Schlobinski.
Sprachentwicklung ausserhalb der Norm
Sprache, auch Schriftsprache, entwickle sich aber unabhängig von Regelwerken weiter. «Man kann das ja wunderbar in den sozialen Medien sehen», sagte der Sprachwissenschaftler. Da werde mit viel Kreativität vom Standard abgewichen, etwa was Kommasetzung, Zeichen oder Emojis angehe – «und das nicht, weil die Leute es nicht besser können, sondern weil das Kommunikationsformen sind, die nicht dem normativen Druck unterliegen.»
Dagegen habe auch die Gesellschaft für deutsche Sprache nichts. «Man muss immer wieder sagen: Die amtliche Rechtschreibung betrifft ja die Verwaltung, Gesetzestexte, Schule, Universitäten», sagte der Sprachforscher. «Im Prinzip kann letztlich im Privatbereich jeder schreiben, wie er will». Bei so manchem Rechtschreibfanatiker wird Schablonski damit für Verdruss sorgen.