Regierung: Menschliches Versagen verursachte tödlichen Flugzeugabsturz in Karachi
Einen Monat nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs in der südpakistanischen Metropole Karachi hat die Regierung menschliches Versagen als Ursache angegeben.
Das Wichtigste in Kürze
- Erster Untersuchungsbericht bescheinigt Piloten und Fluglotsen Nachlässigkeit.
Sowohl bei den Piloten des Airbus A320 als auch bei den Fluglotsen seien «Nachlässigkeit» und Missachtung der Standardregeln festgestellt worden, sagte der pakistanische Luftfahrtminister Ghulam Sarwar Khan im Parlament in Islamabad bei der Vorstellung eines ersten Untersuchungsberichts zu dem Unglück mit 97 Todesopfern.
«Der Pilot hat die Anweisung der Fluglotsen ignoriert», sagte Khan. Stattdessen habe er während des Landeversuchs mit seinem Co-Piloten über die Corona-Pandemie diskutiert. «Der Pilot und der Co-Pilot waren nicht konzentriert und die ganze Unterhaltung drehte sich um das Coronavirus», legte der Minister den Abgeordneten dar. «Sie hatten das Virus im Kopf, ihre Angehörigen waren betroffen und sie sprachen darüber.»
Während des Landemanövers meldete der Tower dem vorläufigen Untersuchungsbericht zufolge den Piloten: «Sie sind zu hoch, sie müssen niedriger gehen.» Der Pilot habe darauf geantwortet: «Ich werde das hinbekommen» und habe dann weiter über die Corona-Pandemie gesprochen. Dieses «übertriebene Vertrauen» der Piloten sei eine Ursache für den Absturz, sagte der Luftfahrtminister.
Die Fluglotsen hätten wiederum «nicht die Schäden gemeldet», die bei einem ersten missglückten Landeversuch an dem A320 entstanden seien. Dabei hätten sie sehen müssen, dass das Flugzeug beim ersten Landeversuch drei Mal mit seinen Triebwerken auf dem Boden aufgekommen sei und dass danach Feuer aus den Triebwerken kam. Bei dem erneuten Landeversuch fielen beide Triebwerke aus.
Die Maschine der staatlichen Fluggesellschaft Pakistan International Airlines (PIA) stürzte nahe der Landebahn in ein Wohngebiet von Karachi. Bei dem Unglück am 22. Mai kamen 97 Insassen ums Leben, darunter acht Besatzungsmitglieder. Zwei Passagiere überlebten.
Auf der Suche nach der Unglücksursache wurden beide Flugschreiber - der Stimmenrekorder und der Flugdatenschreiber - ausgewertet. Ausser pakistanischen Ermittlern beteiligten sich auch Experten der französischen Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA) sowie der Luftfahrtindustrie daran. Bei der Maschine lagen demnach vor den Landemanövern in Karachi keine Mängel vor. Sie sei «zu 100 Prozent flugbereit» gewesen, betonte Khan.
Der Absturz in Karachi war eines der schwersten Luftfahrtunglücke in Pakistan in den vergangenen Jahren. Er ereignete sich nur wenige Tage nachdem kommerzielle Inlandsflüge nach einem zweimonatigen Corona-Lockdown wieder aufgenommen worden waren.