Tausende Menschen auf der Flucht vor Kämpfen in Libyen

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Libyen,

Nach tagelangen Kämpfen rund um die libysche Hauptstadt Tripolis sind in der Region mehrere tausend Menschen auf der Flucht.

Ein beschädigter Armeehubschrauber am Flughafen Mitiga
Ein beschädigter Armeehubschrauber am Flughafen Mitiga - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Einziger Flughafen von Tripolis nach Luftangriff geschlossen.

Der einzige intakte Flughafen der Stadt wurde am Montag nach einem Luftangriff vorerst geschlossen. Der abtrünnige libysche General Chalifa Haftar ignorierte alle Appelle der internationalen Gemeinschaft, seine Offensive zu beenden.

Haftars Truppen, die sogenannte Libysche Nationale Armee (LNA), rücken seit Donnerstag auf Tripolis vor. Am Montag lieferten sie sich rund um die Hauptstadt neue Gefechte mit den Truppen der international anerkannten Regierung, die dort ihren Sitz hat. Auch aus dem weiter östlich gelegenen Wadi Rabi wurden Kämpfe gemeldet.

Bei den Kämpfen sind nach Regierungsangaben bisher mindestens 35 Menschen getötet worden. Rund 40 weitere Menschen seien seit Beginn der Offensive verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium am Sonntagabend mit. Unter den Opfern befänden sich auch Zivilisten. Haftars LNA hatte am Samstag von 14 Toten in den eigenen Reihen gesprochen.

Der Flughafen Mitiga, der bisher noch in Betrieb gewesen war, musste nach einem Luftangriff geschlossen werden. Nach Angaben von Flughafenvertretern wurde eine Landebahn beschädigt, Menschen kamen nicht zu Schaden. Laut Sicherheitskreisen war zunächst unklar, wer den Angriff flog.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind aufgrund der Kämpfe rund um Tripolis derzeit fast 3000 Menschen auf der Flucht. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge erklärte, die Mehrheit von ihnen sei bei Angehörigen in sichereren Regionen untergekommen. Einige seien auch in ein Lager im Vorort Tadschura gebracht worden, rund 30 Kilometer östlich von Tripolis. Am Sonntag war der Aufruf der UNO zu einer zweistündigen Feuerpause verhallt.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenze erklärte, sie sei «äusserst besorgt» nicht nur um die eingeschlossenen Zivilisten in Tripolis, sondern auch um die Flüchtlinge und Migranten, die derzeit «in Internierungslagern in den betroffenen Gebieten» lebten. So liege beispielsweise das Lager Ain Sara inzwischen im Kampfgebiet. Dort lebten mehr als 600 Menschen, unter ihnen Frauen und Kinder.

Sei Beginn der Kämpfe hat es eine ganze Reihe internationaler Appelle zur Deeskalation gegeben. Alle Seiten müssten «eine militärische Eskalation vermeiden», sagte die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini am Montag nach dem Treffen der europäischen Aussenminister in Luxemburg. Eine Ausweitung auf einen Bürgerkrieg müsse verhindert werden.

Auch die Bundesregierung äusserte sich besorgt. Regierungssprecher Steffen Seibert rief Haftar auf, seine Offensive «sofort zu stoppen». Das Auswärtige Amt kündigte an, Deutschland werde sich im UN-Sicherheitsrat weiter um eine Lösung des Konflikts bemühen. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte den Zeitungen des «Redaktionsnetzwerks Deutschland» (RND), es müsse sofort einen Waffenstillstand geben. Dazu müssten sich die Vereinten Nationen noch stärker engagieren.

Russland hatte am Sonntag im Sicherheitsrat eine Erklärung blockiert, in der ein Ende des Vormarsches der Haftar-Truppen gefordert werden sollte. Moskau pochte nach Diplomatenangaben darauf, dass alle Konfliktparteien zu einem Ende der Kämpfe aufgerufen werden. Die USA lehnten eine solche Änderung am Text aber ab. Russland steht ebenso wie Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate hinter dem abtrünnigen General Haftar, bestreitet aber, dessen Truppen militärisch zu unterstützen.

Seit der Militärintervention der Nato in Libyen und dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht in dem nordafrikanischen Land Chaos. Die Regierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle.

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