459 Migranten sind in der italienischen Küstenstadt Taranto von Bord des Seenotrettungsschiffs Ocean Viking gegangen. Sie mussten mehr als eine Woche warten.
Die «Ocean Viking» im Sommer 2020
Die «Ocean Viking» im Sommer 2020 - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Woche lang harrten die Migranten auf der Ocean Viking vor Italiens Küste aus.
  • Nun durften sie in Taranto an Land gehen.
  • Weitere 267 Migranten warten an Bord eines anderen Schiffes weiter auf einen Hafen.
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Das Seenotrettungsschiff «Ocean Viking» hat 459 Migranten in der süditalienischen Stadt Taranto (Tarent) an Land bringen dürfen. Nach mehr als einer Woche Warten hatten die Behörden dem Schiff der Organisation SOS Mediterranée die Erlaubnis dazu erteilt. Am Sonntagvormittag wurde der Hafen in der Region Apulien erreicht. Die Menschen waren nach Angaben der Helfer in zehn Rettungsaktionen im zentralen Mittelmeer an Bord geholt worden.

Unterdessen wartete das Schiff «Geo Barents» von Ärzte ohne Grenzen mit 267 Migranten an Bord weiter auf die Zuweisung eines Hafens. Vier Anfragen an Malta und bislang sechs Gesuche an Italien seien ignoriert worden, teilte die internationale Organisation mit.

Die deutsche Organisation Resqship berichtete am Wochenende von einem Notruf eines doppelstöckigen Holzbootes mit rund 300 Menschen an Bord, die den Angaben zufolge mehrere Tage unterwegs waren und weder Wasser noch Essen hatten. Das Motorsegelboot «Nadir» der Hamburger Retter half bei der Erstversorgung der Menschen, die dann von der italienischen Küstenwache aufgenommen wurden.

76 Migranten auf Holzboot eingesammelt

Zuvor war die Crew der «Nadir» auf ein anderes Holzboot gestossen und hatte die Erstversorgung übernommen. Die 76 Insassen, darunter laut eines Tweets ein Baby und mehrere Minderjährige, wurde dann dem Schiff «Sea Eye 4» der privaten Regensburger Organisation Sea-Eye übergeben. Die Mediziner an Bord berichteten bei den Überlebenden von Fällen von Seekrankheit, Dehydration und infizierten Wunden.

Viele Menschen wagen von Nordafrika aus die gefährliche Überfahrt über die zentrale Mittelmeerroute, weil sie sich in der EU ein besseres Leben erhoffen oder sich vor bewaffneten Konflikten und Verfolgung in Sicherheit bringen wollen. Oft stechen sie in völlig überfüllten Botten in See - es kommt immer wieder zu Unfällen.

Situation in Libyen schlimmer

Laut UN-Zahlen starben allein in diesem Jahr mehr als 1000 Menschen im zentralen Mittelmeer oder gelten als vermisst. Das italienische Innenministerium zählte bis Freitag mehr als 59'000 angekommene Bootsmigranten in diesem Jahr - im Vergleichszeitraum 2021 waren es knapp 40'000 gewesen.

Den Anstieg der Zahlen führen Experten unter anderem auf die schlimmer gewordene Situation im Bürgerkriegsland Libyen zurück. Italiens Rechtsparteien, denen ein Wahlsieg in drei Wochen vorhergesagt wird, wollen die Überfahrten aus Afrika stoppen.

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