Royal-Besuch rückt desolate britische Gefängnisse ins Licht

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Grossbritannien,

His Majesty's Prisons – der offizielle Titel britischer Gefängnisse macht viel her. Die Realität sieht häufig anders aus. Ein deutscher Prominenter kennt sie.

Prinzessin Kate besucht das Gefängnis HMP High Down in Sutton.
Prinzessin Kate besucht das Gefängnis HMP High Down in Sutton. - Kin Cheung/AP Pool/AP/dpa

Kate im Knast: Eigentlich will die künftige Königin in der Haftanstalt High Down bei London über Hilfe für Suchtkranke sprechen. Doch der Besuch von Prinzessin Kate wirft auch ein Schlaglicht auf die oft miserablen Haftbedingungen in den Gefängnissen Seiner Majestät. Überfüllung, Rattenplagen, Bandengewalt, Personalmangel.

His Majesty's Prisons gelten als völlig marode. Ein Teil der Gebäude stammt noch aus dem 19. Jahrhundert und wurde nie so recht modernisiert. Erst vor wenigen Tagen entkam ein Terrorverdächtiger spektakulär aus dem Londoner Gefängnis Wandsworth, einer der bekanntesten Haftanstalten des Landes.

80 Prozent mehr Insassen als vorgesehen in Negativbeispiel

Die Zustände in manchen Gefängnissen in England und Wales gelten selbst in offiziellen Dokumenten als besorgniserregend. Ende Juli erhielt etwa Wandsworth in einer Überprüfung die niedrigste mögliche Bewertung.

Bei Inspektionen sei festgestellt worden, dass bis zu 80 Prozent mehr Insassen dort untergebracht waren als vorgesehen. Es sei «nach wie vor eines der am stärksten überfüllten Gefängnisse des Landes, und die meisten Gefangenen teilen sich eine Einzelzelle», stellte die zuständige Aufsicht fest.

Filmreife Flucht

Die lokale Parlamentsabgeordnete Rosena Allin-Khan kritisierte, in einer Nacht seien sieben Justizbeamte für 1500 Gefangene zuständig gewesen. Ein anderes Mal habe es sechs Tage lang kein fliessendes Wasser gegeben.

Es waren wohl solche Missstände, die vergangene Woche die filmreife Flucht ermöglichten, über die das Land noch immer spricht. In seiner Kochuniform schlich sich ein 21-Jähriger aus der Gefängnisküche, band sich mit Streifen aus seiner Bettwäsche unter einem Lieferwagen fest – und entkam. Tagelang suchten Beamte nach dem Ex-Soldaten, der unter anderem Bombenattrappen auf einer Militärbasis platziert haben soll. Schliesslich schnappte ihn ein Zivilpolizist.

Nach der Flucht aus Wandsworth wurden 40 Häftlinge in andere Gefängnisse verlegt. Vorsichtshalber, wie Justizminister Alex Chalk betonte. Doch Fragen bleiben. Warum wurde ein Terrorverdächtiger nicht in einem Hochsicherheitsgefängnis untergebracht, sondern in einer Haftanstalt, die als Durchgangsstation gilt für diejenigen, die kurz vor ihrem Prozess stehen oder die eben erst verurteilt worden sind? Oder: Wieso durfte ein Terrorverdächtiger in der Küche arbeiten? Dies soll nun untersucht werden.

Boris Becker: «Man kämpft jeden Tag ums Überleben.»

Auch der deutsche Ex-Tennisstar Boris Becker beschrieb nach seiner Haftentlassung schwierige hygienische Bedingungen und Konflikte unter den Gefangenen. «Es war sehr brutal, eine sehr, sehr andere Erfahrung als das, was man im Fernsehen sieht und in Geschichten hört», sagte Becker im April der BBC.

Er habe schnell gelernt, dass er Schutz brauche und sich mit «harten Jungs» umgeben müsse. «Man kämpft jeden Tag ums Überleben.» In Wandsworth habe ein Häftling ihn erpressen wollen, sagte Becker – Mitgefangene hätten ihn beschützt. Am Sonntag wurde dort ein Insasse von einem anderen niedergestochen und schwer verletzt.

Reformen bei den englischen Gefängnissen sind nicht in Sicht. Dabei prangern Menschenrechtsorganisationen schon seit langem die Zustände an. Laut der Website «World Prison Brief» sind die 118 Haftanstalten in England und Wales mit mehr als 87 000 Gefangenen zu 111 Prozent ihrer offiziellen Kapazität belegt. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die Belegungsrate etwa 78 Prozent.

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