Russische Truppen evakuieren Stahlwerk in Mariupol
Das Wichtigste in Kürze
- Alle Frauen, Kinder und älteren Menschen wurden aus einem Stahlwerk in Mariupol evakuiert.
- Die restlichen ukrainischen Kämpfer haben danach einen eindringlichen Hilferuf gesendet.
Nach der Evakuierung der letzten Zivilisten aus dem von russischen Truppen belagerten Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol haben die dort verschanzten ukrainischen Kämpfer einen eindringlichen Hilferuf gesendet.
Er könne nur noch auf ein Wunder hoffen, schrieb der Kommandeur der 36. Marineinfanteriebrigade, Serhij Wolynskyj, am Samstag bei Facebook. «Darauf, dass höhere Kräfte eine Lösung für unsere Rettung finden!» Ukrainische Truppen sind rund 100 Kilometer entfernt und nicht in der Lage, den verbliebenen Soldaten in der zu grossen Teilen zerstörten Stadt zu helfen.
Frauen, Kinder und Ältere aus Stahlwerk evakuiert
Wenige Stunden zuvor wurden die letzten Frauen, Kinder und älteren Menschen aus dem Stahlwerk evakuiert. «Dieser Teil der humanitären Operation in Mariupol ist abgeschlossen», schrieb die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Samstag im Nachrichtendienst Telegram.
Zuvor hatten bereits die prorussischen Separatisten über die Evakuierung von 50 Zivilisten informiert. In anderen Teilen Mariupols, wo vor dem Krieg mehr als 400'000 Menschen lebten, sollen allerdings noch weitere Menschen ausharren.
Gehört Mariupol am Montag den Russen?
Die jüngste Evakuierungsmission kam mithilfe der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz zustande. Russlands Militär hatte dafür seit Donnerstag jeden Tag mehrstündige Feuerpausen zugesichert. Die letzte sollte am Samstagabend enden.
Beobachter gehen davon aus, dass der Kreml Azovstal so schnell wie möglich einnehmen will, um am kommenden Montag – dem 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland – die Eroberung Mariupols verkünden zu können.