Russlands Aussagen zu Leichen medizinisch nicht haltbar

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Deutschland,

Das russische Verteidigungsministerium dementiert die Gräueltaten von Butscha in der Ukraine. Dabei widersprechen sich die Behauptungen der Russen selbst.

Trümmer umgeben ein zerstörtes Gebäude in Butscha nach der Befreiung der Stadt von russischen Streitkräften.
Trümmer umgeben ein zerstörtes Gebäude in Butscha nach der Befreiung der Stadt von russischen Streitkräften. - ---/Ukrinform/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Russische Truppen haben sich aus die ukrainische Stadt Butscha zurückgezogen.
  • Was hinterlassen wurde, schockierte die Welt.
  • Das russische Verteidigungsministerium dementiert die Gräueltaten.
  • Jedoch widersprechen sich die Behauptungen zur Rechtfertigung oft selbst.

Russland bestreitet die Verantwortung für die Tötung von Zivilisten in der ukrainischen Stadt Butscha. Der Zustand der Leichen soll angeblich die eigenen Soldaten entlasten. Ein Faktencheck widerlegt das.

Die Gräueltaten in der ukrainischen Kleinstadt Butscha haben weltweit für Kritik an Russland gesorgt. Die russische Regierung hält dagegen: Die Bilder seien eine «Inszenierung» und «Provokation» der Ukraine. Zeitlich könne Russland gar nicht für die Taten verantwortlich sein.

Behauptungen auf russischer Seite widersprechen sich

Die russische Behauptung: Der Zustand der Leichen beweise, dass die Toten erst in Butscha lagen, nachdem russische Soldaten die Stadt schon verlassen hatten. Sowieso stellt Russlands Verteidigungsministerium verschiedene Behauptungen über die Bilder und die zeitlichen Abläufe in Butscha auf.

So heisst es, dass auf den Aufnahmen Leichenflecken fehlen würden und keine Leichenstarre erkennbar sei. Das hätte demnach aber der Fall sein müssen bei einer russischen Täterschaft. Zwischen dem russischen Abzug und dem Auffinden seien mindestens vier Tage vergangen.

Sowieso stellt Russlands Verteidigungsministerium verschiedene Behauptungen über die Bilder und die zeitlichen Abläufe in Butscha auf. So heisst es, dass auf den Aufnahmen Leichenflecken fehlen würden und keine Leichenstarre erkennbar sei. Das hätte demnach aber der Fall sein müssen bei einer russischen Täterschaft. Zwischen dem russischen Abzug und dem Auffinden seien mindestens vier Tage vergangen.

Erste Leichen bereits am 1. April auf der Strasse

Doch erste Aufnahmen aus der Jablunska-Strasse in Butscha kursierten in den sozialen Netzwerken schon am 1. April. Russland behauptet, die Stadt am 30. März verlassen zu haben.

Es gibt aber auch Berichte, wonach es in der Stadt noch am 1. April Kämpfe gegeben hat. So oder so liegen weniger als vier Tage zwischen dem Abzug und den ersten Aufnahmen.

Zudem widerspricht ein Experte den Behauptungen über Leichenflecken und Leichenstarre. Leichenflecken entstehen laut Benjamin Ondruschka, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) an den Körperpartien, die sich zum Zeitpunkt des Todes unten befinden.

Liegt also ein Mensch auf dem Rücken, wenn er stirbt, dann bilden sich dort Leichenflecken – und nicht etwa auf dem Gesicht, das man in den Videos häufig erkennen kann.

Ondruschka hat auf Bitten der Deutsche Presse-Agentur Aufnahmen aus Butscha analysiert. Auch die Behauptung der angeblich fehlenden Leichenstarre entbehrt laut seiner Einschätzung medizinischer Logik: «Leichenstarre sieht man nicht ohne Weiteres, die kann man nur am Leichnam untersuchen.» Wenn ein Toter nicht bewegt werde, ändere sich auch sehr lange die Lage eines Leichnams nicht. Es sei durchaus möglich, dass eine Leiche unter den örtlichen Witterungsbedingungen nach mindestens zwei Wochen so aussehe.

Metadaten der Satellitenaufnahmen lügen nie

Mehrere hochauflösende Satellitenbilder des US-Dienstes Maxar, die dpa vorliegen, zeigen: Viele der Leichen lagen schon mindestens seit dem 18. März an genau jenen Stellen entlang der Strasse in Butscha, wo sie später gefunden wurden. Zuerst hatte die «New York Times» über die Satellitenfotos berichtet.

Es gibt zudem mindestens ein Video, das eine Tötung in Butscha zeigt. Auf einer Drohnenaufnahme ist ein Fahrradfahrer zu sehen, der in eine Strasse einbiegt, wo mutmasslich russische Panzer stehen. Dann wird von dort geschossen. Das Video ist bereits in den ersten Kriegswochen entstanden, wie Vergleiche mit weiteren Aufnahmen aus Butscha zeigen.

Die russische Invasion in die Ukraine begann am 24. Februar. Ein weiteres Video von derselben Stelle zeigt Anfang April einen getöteten Radfahrer. Zuerst hatten die «New York Times» und das Recherchenetzwerk Bellingcat über diesen Fall berichtet.

Russland verbreitet seit Bekanntwerden der Gräueltaten in Butscha immer wieder falsche oder unbelegte Behauptungen, die sich zum Teil widersprechen. So hatte das russische Verteidigungsministerium schon behauptet, zwei Leichen auf einer Strasse der Stadt würden sich in einer Aufnahme bewegen. Das ist falsch, wie Videoanalysen der dpa bereits gezeigt haben.

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