Motiv Mohammed-Karikaturen: Lehrer in Frankreich enthauptet

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Frankreich,

Frankreich ist stolz auf den Laizismus - die Trennung zwischen Staat und Religion. Die Schule ist der Ort, an denen Kinder zu Bürgerinnen und Bürgern erzogen werden. Nun ist in einem Pariser Vorort ein Lehrer Opfer eines brutalen Anschlags geworden.

Mit Schildern mit Aufschriften wie «Ich bin Lehrer - Ich verteidige die Meinungsfreiheit» kommen Menschen in Conflans-Sainte-Honorine zum Gedenken zusammen. Foto: Bertrand Guay/AFP/dpa
Mit Schildern mit Aufschriften wie «Ich bin Lehrer - Ich verteidige die Meinungsfreiheit» kommen Menschen in Conflans-Sainte-Honorine zum Gedenken zusammen. Foto: Bertrand Guay/AFP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Wieder hat ein Angreifer wegen Mohammed-Karikaturen auf brutalste Weise zugeschlagen.

Der Täter hat in einem Pariser Vorort einem Lehrer aufgelauert und ihn anschliessend enthauptet.

Die Republik sei vom islamistischen Terrorismus in ihrem Herzen getroffen worden, erklärte Premierminister Jean Castex. Mehrere Menschen, unter anderem aus dem Umfeld des mutmasslichen Angreifers, sind festgenommen worden. Zahlreiche Menschen gingen im ganzen Land aus Solidarität mit dem Getöteten auf die Strasse.

Bei dem mutmasslichen Angreifer handelt es sich laut Staatsanwalt Jean-François Ricard um einen 2002 geborenen Mann russischer und tschetschenischer Herkunft. Er sei als Flüchtling nach Frankreich gekommen und habe seit diesem Frühjahr eine Aufenthaltsgenehmigung. Die Polizei erschoss den Mann kurz nach der Tat. Nach der Ermordung des Lehrers hatte der Angreifer noch ein Foto des Opfers im Netz veröffentlicht und richtete eine Nachricht an Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, den er als «Anführer der Ungläubigen» bezeichnete. «Ich habe einen Ihrer Höllenhunde hingerichtet, der es wagte, Mohammed herabzusetzen.»

Der Vorfall hatte sich am späten Freitagnachmittag im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine ereignet. Dort tötete der Angreifer den 47 Jahre alten Lehrer - seine Leiche wurde enthauptet mit zahlreichen Wunden an Oberkörper und Kopf aufgefunden. In der Nähe des Tatorts fanden die Ermittler zudem ein rund 30 Zentimeter langes blutverschmiertes Messer.

Staatsanwalt Ricard äusserte sich ausführlich zum mutmasslichen Hintergrund der Tat. Dem Angriff seien bereits Drohungen gegen den Lehrer und die Schule vorausgegangen. Der Lehrer hatte Anfang Oktober im Rahmen des Unterrichts das Thema Meinungsfreiheit aufgegriffen. Anlass war die erneute Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen seitens des Satiremagazins «Charlie Hebdo». Der Lehrer zeigte im Unterricht entsprechende Karikaturen.

Daraufhin veröffentlichte ein Vater Posts in sozialen Netzwerken, beschwerte sich bei der Schulleitung und machte gegen den Lehrer mobil. Der Vater wurde Medien zufolge von einem bekannten Islamisten in die Schule begleitet, der nun wie der Vater ebenfalls in Polizeigewahrsam ist.

Erst vor wenigen Wochen hatte es vor dem ehemaligen Redaktionsgebäude von «Charlie Hebdo» in Paris eine Messerattacke gegeben. Dabei wurden zwei Menschen verletzt - auch hier hatte der Täter Mohammed-Karikaturen als Motiv angegeben. Auf die Redaktion von «Charlie Hebdo» hatte es im Januar 2015 einen verheerenden Mordanschlag gegeben, bei dem die wichtigsten Zeichner des Blattes getötet wurden. Aktuell läuft in Paris der Prozess gegen mutmassliche Helfer der islamistischen Terrorserie im Januar 2015, bei der insgesamt 17 Menschen getötet wurden. Die Redaktion befindet sich heute aus Sicherheitsgründen an einem geheimen Ort.

Bildungsminister Jean-Michel Blanquer bezeichnete die Tat als Angriff auf die Trennung zwischen Religion und Kirche. «Es gibt eindeutig Feinde der Republik, sie sind gegen die Republik und damit gegen die Schule, denn die Schule ist das Rückgrat der Republik», sagte er. Frankreich hat eine lange laizistische Tradition, Kirche und Staat sind seit mehr als 100 Jahren getrennt. In der Verfassung für die fünfte Republik von 1958 ist zudem die Religionsfreiheit festgeschrieben.

Frankreichs Präsident Macron hatte bereits kurz nach der Tat von einem islamistischen Terrorakt gesprochen. Es sei kein Zufall, dass ein Terrorist ausgerechnet einen Lehrer ermordet habe, weil er das Land in seinen Werten habe angreifen wollen, sagte der sichtlich getroffene Staatschef in der Nähe des Tatorts. Eine nationale Gedenkveranstaltung sei geplant, hiess es aus dem Präsidialamt.

Im Kampf gegen radikalen Islamismus hatte Macron zuletzt vor allem auf die Bildung als zentrales Element gesetzt. Der Fernunterricht von Kindern, die zu Hause bleiben, soll etwa vom kommenden Sommer an strikt eingegrenzt werden. Unterricht sei vom Alter von drei Jahren an verpflichtend. «Die Schule bildet den freien Geist, aufgeklärte Bürger - und genau das ist es, was die Islamisten, die von Dummheit, Unwissenheit, Indoktrination und Hass leben, nicht tolerieren können», sagte die Beigeordnete Ministerin im Innenministerium, Marlène Schiappa dem Sender Franceinfo.

Auch international gab es nach dem brutalen Angriff grosse Anteilnahme. «Von Terror, Extremismus und Gewalt dürfen wir uns nie einschüchtern lassen», schrieb der deutsche Aussenminister Heiko Maas auf Twitter. «Meine Gedanken sind auch bei den Lehrern, in Frankreich und in ganz Europa. Ohne sie gibt es keine Bürger. Ohne sie gibt es keine Demokratie», schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Der tschetschenische Republikchef Ramsan Kadyrow verurteilte die Tat und schrieb im Nachrichtenkanal Telegram an Frankreich gerichtet: «Ich kann Ihnen versichern, dass die Tschetschenen damit nichts zu tun haben.» Der 18-Jährige habe fast sein ganzes Leben in Frankreich verbracht. «Es ist nicht das erste Mal, dass Frankreich versucht, alle seine Probleme auf die Tschetschenen abzuwälzen», meinte er.

Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert - dabei starben mehr als 250 Menschen. Daher ist die Terrorgefahr fast ständig im Bewusstsein der Menschen. Frankreichs Regierung hat den Kampf gegen den Terror zu einer Priorität gemacht und warnt immer wieder, dass die Gefahr von Terrorangriffen sehr hoch sei.

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