Schrumpfkur bei Thyssenkrupp: Auch beim Stahl keine Tabus

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Deutschland,

Bei Thyssenkrupp bleibt kein Stein auf dem anderen. Die neue Konzernchefin baut den angeschlagenen Konzern radikal um. Selbst beim traditionsreichen Stahl gibt es keine Tabus.

Ein Hochöfner arbeitet am Hochofen 2 im Werk Schwelgern von Thyssenkrupp. Hier wird Roheisen produziert. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Ein Hochöfner arbeitet am Hochofen 2 im Werk Schwelgern von Thyssenkrupp. Hier wird Roheisen produziert. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Wieder ein Rettungsplan für Thyssenkrupp.

Nach der verbotenen Stahlfusion mit dem Konkurrenten Tata und der abgesagten Konzernteilung sucht der dauerkriselnde Revierkonzern jetzt sein Heil in einer Art Bad Bank.

In einem neuen Unternehmenssegment mit der Bezeichnung «Multi Tracks» sollen die Konzernteile zusammengefasst werden, für die Thyssenkrupp keine Chancen im eigenen Haus mehr sieht.

Auch für den Stahlbereich schliesst Konzernchefin Martina Merz radikale Lösungen nicht aus. «Es gibt keine Denkverbote», betonte die Managerin, die im vergangenen Oktober das Ruder in der Essener Konzernzentrale übernommen hatte. Selbst mit einer Minderheitsbeteiligung an der traditionsreichen Sparte könnte sich Thyssenkrupp künftig begnügen, wie Merz am Dienstag in einer Telefon-Pressekonferenz erläuterte.

Partnersuche, Verkauf und notfalls die Schliessung von Standorten sind die Perspektiven für die in der neuen Einheit zusammengefassten Unternehmensteile. Der Anlagenbau, der Edelstahlbereich, die Produktion von Federn und Stabilisatoren sowie von Grobblech gehören dazu. Betroffen ist etwa jeder achte der rund 160.000 Mitarbeiter von Thyssenkrupp. Diese Unternehmensteile hätten aber zum Teil «erhebliches Potenzial», versicherte Merz.

Beim Stahl werde bereits mit möglichen Partnern gesprochen - und zwar «ziemlich intensiv», sagte Merz. Namen wollte sie nicht nennen. Die IG Metall bevorzugt eine Kooperation mit den anderen deutschen Stahlkochern Salzgitter und Saarstahl. Das sei «eine der Optionen, die wir prüfen», betonte Merz.

Die Managerin will innerhalb eines Jahres ein Lösung für den Stahl finden. Dabei komme die Corona-Krise zu Hilfe, sagte sie. Die Pandemie helfe «Problemlösungen zu erzwingen», wo sie bisher an «Egos oder an Denkverboten oder kulturellen Hürden» gescheitert seien. Auch für den Marinebereich prüft Thyssenkrupp Partnerschaften. Aus eigener Kraft weiterentwickeln will der Konzern den Werkstoffhandel und die Industriekomponenten. Das Automotive-Geschäft soll ebenfalls unter dem Konzerndach bleiben, auch hier seien Allianzen denkbar.

Merz sieht Thyssenkrupp aber noch auf einem weiten Weg. «Das ist heute nicht der magische Moment, an dem alles besser wird», sagte sie. Viele kleine Schritte in hoher Geschwindigkeit seien nötig, um aus dem schwerfälligen Konzern eine agile Gruppe von Unternehmen zu machen. «Es wird in Zukunft keine Ausreden mehr geben«, betonte Merz. An der Börse kamen die Umbaupläne gut an. Nach ihrem Kurssprung vom Montag zählte die Aktie mit einem Anstieg um rund 5 Prozent bis zum Mittag zu den Favoriten im MDax.

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