Schwarze vielerorts Opfer von strukturellem Rassismus

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Genève,

Polizei und Ämter, Verordnungen und Einstellungen benachteiligen Menschen afrikanischer Herkunft systematisch, heisst es in einem Bericht des UN-Menschenrechtsbüros.

«Der jetzige Zustand ist unhaltbar»: Michelle Bachelet, UN-Hochkommissarin für Menschenrechte. Foto: Martial Trezzini/KEYSTONE/dpa
«Der jetzige Zustand ist unhaltbar»: Michelle Bachelet, UN-Hochkommissarin für Menschenrechte. Foto: Martial Trezzini/KEYSTONE/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die UN-Menschenrechtsbüro in Genf wirft Ländern vor allem in Europa und in Nord- und Lateinamerika Rassismus gegen Menschen mit afrikanischen Wurzeln vor.

Jahrhundertelange Gewalt und Diskriminierung hätten staatliche Strukturen hervorgebracht, in denen Schwarze durch Polizei und Ämter, Gesetze, Verordnungen und Einstellungen systematisch benachteiligt werden, hiess es am Montag in einem mit Spannung erwarteten Bericht. Dieser strukturelle Rassismus werde bis heute weitgehend abgestritten. Länder müssten sich den Folgen des Sklavenhandels und des Kolonialismus endlich stellen und um Wiedergutmachung kümmern.

«Rassismus nicht abstreiten»

«Der jetzige Zustand ist unhaltbar», sagte die Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet. «Ich rufe alle Länder auf, Rassismus nicht mehr abzustreiten, sondern abzubauen.» Kleine Anpassungen reichten nicht, Systeme müssten grundlegend reformiert werden.

Der Bericht geht auf einen Beschluss des UN-Menschenrechtsrats nach dem gewaltsamen Tod des schwarzen Amerikaners George Floyd zurück. Floyd starb im Mai 2020 nach einer Festnahme, bei der ein Polizist mehr als neun Minuten auf dem Hals des am Boden liegenden Mannes kniete. Der Polizist wurde wegen Mordes zweiten Grades zu mehr als 22 Jahren Haft verurteilt. In zu vielen ähnlichen Fällen werde aber kaum jemand zur Rechenschaft gezogen, heisst es in dem Bericht.

Stereotype entstehen teils schon in der Kindheit

In vielen Ländern seien Menschen mit afrikanischen Wurzeln sozial, wirtschaftlich und politisch an den Rand gedrängt. Vor allem in Nord- und Lateinamerika und Europa lebten unverhältnismässig viele von ihnen in Armut und hätten es schwer, grundlegende Menschenrechte wie etwa auf Bildung, Gesundheitsdienste, Arbeit, angemessenen Wohnraum und sauberes Wasser durchzusetzen.

Stereotype entstünden teils schon in der Kindheit, wenn Lehrerinnen und Lehrer Kindern mit afrikanischen Wurzeln weniger zutrauten als anderen und sie auf Bildungswege lenkten, die ihnen weniger Chancen einräumen. Wenn es um Leistung gehe, würden Schwarze oft nur in Bereichen wie Sport, Musik und Tanz erwähnt. Als herabwürdigend wird in dem Bericht eine Aussage von Ex-US-Präsident Donald Trump kritisiert, der Teilnehmer an Protesten gegen Rassismus als «kranke und geistesgestörte Anarchisten und Agitatoren» bezeichnet hatte.

Es gebe in verschiedenen Ländern Wiedergutmachungsinitiativen, aber nicht genug, heisst es in dem Bericht. Lobend erwähnt wird etwa, dass die Bundesregierung vor kurzem die Gräueltaten der deutschen Kolonialmacht an den Volksgruppen der Herero und Nama im heutigen Namibia als Völkermord anerkannt hat und offiziell um Vergebung bitten will. Deutschland will die Nachfahren in den kommenden 30 Jahren mit 1,1 Milliarden Euro unterstützen.

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