Schweinepest in Belgien fordert erhöhte Wachsamkeit
Nach dem Nachweis der Schweinepest in Belgien pocht die EU-Kommission auf höchste Wachsamkeit. Zuvor trat die Pest in Osteuropa auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Afrikanische Schweinepest wurde nach Befunden in Osteuropa auch in Belgien entdeckt.
- Die belgischen Behörden und die EU-Kommission sind in Alarmbereitschaft versetzt.
Angesichts des ersten Falls der Afrikanischen Schweinepest in Westeuropa wächst in der EU die Sorge vor weitreichenden Folgen der Seuche. Etwa 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, in der südbelgischen Region Wallonien, wurde das Virus bei zwei Wildschweinen festgestellt, wie belgische Behörden heute Freitag bestätigten. Die EU-Kommission forderte die strikte Einhaltung von Vorsichtsmassnahmen. Frankreich warnte vor gravierenden wirtschaftlichen Folgen. Am Wochenende soll ein EU-Spezialteam in das betroffene Gebiet kommen.
Die Afrikanische Schweinepest wurde demnach in der Gemeinde Étalle entdeckt, im Dreiländereck Belgien, Frankreich und Luxemburg. Sie ist eine schwere Virusinfektion, die ausschliesslich Schweine – Wild- und Hausschweine – befällt und für sie meist tödlich ist. Der Erreger kann durch direkten Kontakt zwischen Tieren übertragen werden, aber auch durch Speisereste, die von Menschen aus infizierten Gebieten mitgebracht und dann weggeworfen wurden. Eine schützende Impfung gegen das Virus gibt es bisher nicht. Für den Menschen ist der Erreger ungefährlich, es drohen aber Folgen für Landwirte und Export.
Seit Jahresbeginn wurden nach Angaben des bundesweit zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Europa bereits mehr als 5000 Fälle von Afrikanischer Schweinepest nachgewiesen. Betroffen waren bislang das Baltikum, Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Ukraine. Begonnen hatte der aktuelle Seuchenzug 2007 in Georgien am Schwarzen Meer – wahrscheinlich durch Speiseabfälle von einem aus Afrika gekommenen Schiff. Der Erreger gelangte unter anderem nach Russland. Von 2014 an gab es erste Nachweise im Baltikum und in Polen.
Belgische Behörden verhängen Jagdverbot
Die belgischen Behörden verhängten nun in einem 63'000 Hektar grossen Gebiet ein Jagdverbot. Dieses ist wichtig, um infizierte Wildschweine nicht aus dem Gebiet zu verscheuchen.
Die EU-Kommission nahm die belgischen Behörden in die Pflicht. «Die Eindämmung der Krankheit wird stark von der richtigen Anwendung der EU-Regeln durch die belgischen Behörden abhängen», sagte eine Sprecherin. Dazu gehörten ein vollständiges Jagdverbot in den betroffenen Gebieten, eingeschränkter Zugang dorthin, sowie Suchtrupps, um verendete Tiere aufzuspüren und zu testen.
Die EU-Kommission leiste Unterstützung und stehe in engem Kontakt mit Belgien, hiess es weiter. Am Wochenende solle ein EU-Tierarztteam in die betroffene Gegend geschickt werden. EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis werde zudem am Montag Minister der südbelgischen Region Wallonien als auch aus dem nördlichen Flandern treffen.
Risiko auch in Deutschland
Der erste Nachweis in Westeuropa weitab von den bisherigen Ausbruchsherden lasse vermuten, dass der Erreger durch den Menschen eingeschleppt wurde, sagte eine FLI-Sprecherin. Das kann beispielsweise durch ein weggeworfenes Wurstbrot passieren, das Wildschweine fressen. Bisher gibt es noch keinen Fall in Deutschland, doch mit der Zunahme der Infektionen in Europa wächst das Risiko.
Ein Experte appellierte an die Bürger, verendete Wildschweine sofort zu melden. «Das Tier nicht anfassen und unbedingt liegenlassen, weil jeder Transport den Erreger noch weiter verbreitet», sagte Albert Hortmann-Scholten von der niedersächsischen Landwirtschaftskammer. Wer ein totes Wildschwein gefunden habe, solle ein Handy-Foto zur Dokumentation machen und den genauen Fundort unverzüglich dem nächsten Kreisveterinäramt mitteilen.