Sebastian Kurz rechtfertigt Schredder-Affäre
Tage vor der Absetzung des ehemaligen Ösi-Kanzlers Sebastian Kurz wurden fünf Festplatten geschreddert. Jetzt behauptet er, davon nichts gewusst zu haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Tage vor Kurz' Absetzung liess ein Mitarbeiter mehrere Drucker-Festplatten schreddern.
- Kurz bezeichnet den Vorgang als normal, kritisiert aber das Verhalten des Mannes.
- Spekulationen zu einem Zusammenhang mit der Ibiza-Affäre weist er klar zurück.
Kürzlich kam ein weiterer Skandal zur österreichischen Regierung um Sebastian Kurz ans Licht: Ein Mitarbeiter hatte Tage vor Kurz' Absetzung fünf Drucker-Festplatten aus dem Kabinett des österreichischen Bundeskanzleramts zerstören lassen.
Jetzt setzt sich der ehemalige Kanzler zur Wehr. Er rechtfertigt, es handle sich dabei um einen normalen Vorgang. «Wir haben ein halbes Jahr den Ratsvorsitz in der Europäischen Union gehabt. Auf diesen Druckern sind alle Protokolle aus dem Ratsvorsitz zum Beispiel ausgedruckt worden, die teilweise geheim sind.»
Weiter argumentiert Kurz: «Auch die Übergabe von Kern verlief so.» Dabei ist die Rede vom letzten Regierungswechsel, der zu der Kurz-Bundesregierung mit ÖVP und FPÖ führte.
Sebastian Kurz spricht von «Schlamperei»
Obwohl er den Schredder-Vorgang als «normal» bezeichnet, kritisiert er das Verhalten seines Mitarbeiters als «Schlamperei». Der Leiter der Abteilung für Soziale Medien hatte die Datenträger bei der Firma Reisswolf unter falschem Namen schreddern lassen. Und das ganze drei Mal.
Auch sonst soll er sich dabei ganz auffällig aufgeführt haben. Ein Mitarbeiter des Schredder-Unternehmens hatte in einem Interview der Zeitschrift «Falter» erklärt: «Er hat sich bei der Anmeldung schon sehr nervös verhalten.»
Der Kurz-Mitarbeiter hatte auch die Rechnung in der Höhe von rund 76 Euro nicht bezahlt, wie die «Kronen Zeitung» berichtet. Kurz gibt zu: «Das war nicht korrekt.» Deshalb verstehe er die Kritik und wolle nichts schönreden.
Kurz bestreitet Zusammenhang zwischen Schredder-Affäre und Ibiza-Video
Der Ex-Kanzler erklärt im «Talk im Hangar 7», die Schredder-Aktion sei ausserhalb des Kanzleramts geschehen. Es hätte nicht der Eindruck wecken sollen, dass die Regierung fest mit ihrer Abwahl gerechnet habe.
Im Falle eines erfolgreichen Misstrauensantrags sei ein Kanzler per sofort abgesetzt – deshalb seien vorkehrende Massnahmen ergriffen worden.
Einen Zusammenhang zwischen dem Ibiza-Video und der Schredder-Aktion weist Sebastian Kurz vehement zurück: «Das ist ja das Absurdeste, was ich je gehört habe!» Er betont, dass er mit der Zerstörung der Festplatten nichts zu tun hatte. «Ich wusste es nicht.»
Am Donnerstag erklärte das Bundeskanzleramt, die Löschung sensibler Daten entspreche der üblichen Praxis bei einem Regierungswechsel. Wegen laufender Ermittlungen werde man aber keine weiteren Angaben machen.