Selenskyj freut sich über britische Panzer – Die Nacht im Überblick
Das Wichtigste in Kürze
- Der ukrainische Präsident lobt die Panzerlieferungen aus Grossbritannien.
- Der Raketen-Einschlag in ein ukrainisches Wohnhaus bleibt ein dominierendes Thema.
- Die russische Führung weist jede Schuld von sich.
Auch zwei Tage nach dem verheerenden Einschlag einer russischen Rakete in ein Wohnhaus in der Industriestadt Dnipro bleiben die vielen zivilen Opfer das beherrschende Thema in der Ukraine.
Präsident Wolodymyr Selenskyj will die Schuldigen bestrafen und forderte mehr Waffen aus dem Westen, wobei er die Zusage britischer Panzerlieferungen als positives Beispiel nannte. Die russische Führung wies jede Schuld am Beschuss des Wohnhauses von sich.
Selenskyj lobt britische Panzerlieferungen
Selenskyj verwies auf Grossbritanniens Hilfszusage an die Ukraine, der andere Länder folgen sollten. «Ein neues Verteidigungshilfepaket wurde angekündigt – genau das, was benötigt wird: Kampfpanzer, andere gepanzerte Fahrzeuge und Artillerie», sagte der ukrainische Präsident am Montagabend in seiner täglichen Videoansprache. Er erwarte Entscheidungen über weitere Waffenlieferungen vom Weltwirtschaftsforum in Davos, das am Dienstag beginnt, und von der Konferenz der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe aus westlichen Verbündeten des Landes, die am Freitag im rheinland-pfälzischen Ramstein zusammentritt.
Selenskyj zufolge starben am Wochenende beim Einschlag einer russischen Rakete in das Wohnhaus in Dnipro etwa 40 Menschen. Immer noch gelten etwa zwei Dutzend als vermisst. Die Ukraine werde alles daran setzen, die Schuldigen zu finden und vor Gericht zu stellen, sagte Selenskyj. UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte jegliche Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur in einer Stellungnahme als völkerrechtswidrig.
Der Kreml wies jegliche Verantwortung für den folgenschweren Raketentreffer und die vielen Todesopfer von sich. «Russlands Streitkräfte greifen keine Wohngebäude oder Objekte der sozialen Infrastruktur an», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag. Vertreter der ukrainischen Seite hätten selbst erklärt, dass die «Tragödie» am Wochenende durch die ukrainische Luftabwehr verursacht worden sei. Peskow spielte dabei offensichtlich auf Aussagen des Beraters im ukrainischen Präsidentenbüro, Olexij Arestowytsch, an. Dieser hatte den Abschuss einer russischen Rakete durch die Flugabwehr als eine mögliche Ursache für die Katastrophe genannt.
Unbekannte legen in Moskau Blumen für Opfer von Dnipro nieder
Unbekannte legten in Moskau nach dem verheerenden Raketeneinschlag Blumen an einem Denkmal nieder. «In Moskau haben Menschen Blumen und Spielzeuge im Andenken an die Toten von Dnipro gebracht», berichtete das oppositionelle Internet-Portal «Astra» am Montag. Das Denkmal im Zentrum der russischen Hauptstadt erinnert an die ukrainische Dichterin Lessja Ukrajinka. Dort war auch ein gerahmtes Foto des zerstörten Wohnhauses in Dnipro zu sehen.
Die heftigste russische Angriffswelle seit dem Jahreswechsel hatte sich am Wochenende erneut vor allem gegen die ukrainische Energieinfrastruktur gerichtet. Präsident Selenskyj warf den Menschen in Russland daraufhin «feiges Schweigen» zu den Angriffen vor.
Selenskyj dringt auf schnelle Waffenlieferungen
Den Westen mahnte er zu Eile bei der Lieferung der von Kiew gewünschten Panzer. Russlands Attacke auf Dnipro und die neuen Versuche der Angreifer, im Krieg die Initiative zu ergreifen, erforderten «neue Lösungen» und schnellere Entscheidungen. Selenskyj verwies auf starke russische Truppenkonzentrationen im Donbass, speziell um die Städte Bachmut und Soledar, aber auch im Süden der Ukraine. «Wir werden sehen, was Russland hier vorbereitet», sagte er.
Telefonat mit Erdogan: Putin erhebt Vorwürfe gegen Ukraine
Kremlchef Wladimir Putin telefonierte mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und machte dabei die ukrainische Seite für die jüngste Verschärfung der Kämpfe verantwortlich. Sie setze «mithilfe der westlichen Sponsoren» auf eine Intensivierung der Kämpfe, teilte der Kreml am Montag nach dem Telefonat mit. Kiew zeige fehlenden Verhandlungswillen – etwa mit der Ablehnung einer von Putin für den Zeitraum des orthodoxen Weihnachtsfests Anfang Januar angeordneten Waffenruhe.
Die Ukraine hatte den Vorstoss aus Moskau als Heuchelei abgelehnt, und auch viele internationale Beobachter sprachen von einer reinen Propaganda-Geste Putins. Geschossen wurde in der Zeit weiter von beiden Seiten. Die Ukraine hat immer wieder betont, verhandlungsbereit zu sein – allerdings nur, wenn russische Soldaten völkerrechtswidrig besetztes Gebiet zurückgeben.
In Putins Gespräch mit Erdogan sei es zudem auf Anregung der türkischen Seite um weitere Gefangenenaustausche zwischen Russland und der Ukraine gegangen, teilte der Kreml mit. Die Zeitung «Hürriyet» berichtete unter Berufung auf den türkischen Ombudsmann Seref Malkoc, es gehe bei dem Austausch um rund 800 Ukrainer und 200 Russen. Details dazu waren nicht bekannt.