SNCF nach schwerem Zugunglück zu hoher Strafe verurteilt
Die französische Staatsbahn ist von einem Gericht zu einer Strafe über 300.000 Euro verurteilt worden. Warum?
Das Wichtigste in Kürze
- Neun Jahre nach einem schweren Zugunglück in Frankreich mit sieben Toten und Dutzenden Verletzten hat ein Gericht die Staatsbahn SNCF wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung schuldig gesprochen.
Mangelhafte Wartung seitens der SNCF sei Auslöser der Katastrophe gewesen, stellte das Gericht in Évry-Courcouronnes am Mittwoch fest. Es verurteilte die Bahn zu einer Strafe von 300.000 Euro, wie die Zeitung «Le Monde» berichtete. Ein an der Unglücksstelle für Reparaturarbeiten verantwortlicher Bahnbeschäftigter und die Netzgesellschaft der SNCF wurden freigesprochen.
Auf einer defekten Weiche in Brétigny südlich von Paris entgleiste am 12. Juli 2013 mit hohem Tempo ein IC-Zug mit 385 Reisenden. Waggons stürzten um und wurden auf einen Bahnsteig katapultiert, wo sie wartende Pendler erfassten. Es handelte sich um eines der schlimmsten Bahnunglücke in Frankreich seit Jahren.
Wie sicher ist das Bahnnetz?
Wie das Gericht betonte, wäre es zu dem Unglück nicht gekommen, wenn die Bahn die Gleise korrekt gewartet, den Defekt rechtzeitig erkannt und die Weiche ausgetauscht hätte. In dem Prozess mit 184 Nebenklägern hatte die Bahn die Möglichkeit eines Materialfehlers als Auslöser der Katastrophe genannt.
Die Staatsanwaltschaft hatte der Bahn in ihrem Plädoyer vorgeworfen, sich bewusst dafür entschieden zu haben, die Rendite über die Sicherheit ihrer Fahrgäste zu stellen. Es habe sich nicht um einen unvorhersehbaren Unfall gehandelt, sondern um ein Versagen bei der Wartung der Gleise.
Mangelhafte Wartung wurde schnell als Auslöser der Katastrophe angesehen. Sie löste in Frankreich eine Diskussion über die Sicherheit des Bahnnetzes und eine falsche Konzentration von Investitionen auf die schnellen TGV-Züge aus.