SNCF: Bahn-Arbeiter erwischten Täter – doch sie kamen davon
Nach dem Brandanschlag auf das Bahnnetz der SNCF wird ermittelt. Arbeiter sahen mutmassliche Täter – doch die konnten rechtzeitig fliehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Brandanschläge auf das Bahnnetz sorgten vor den Olympischen Spielen für Chaos.
- Experten sagen, dass Russland die Motivation und Mittel für die Störaktion hätte.
- Vieles deute aber auch auf eine Urheberschaft aus dem linksextremen Milieu hin.
- Bahn-Mitarbeiter sahen in der Nacht verdächtige Gestalten.
In Paris ist das Sicherheitsaufgebot für die Olympischen Spiele enorm gross. Am Tag der Eröffnungsfeier kam es dennoch zu einer massiven Störaktion: Mehrere Brandanschläge auf das Netz der Eisenbahngesellschaft SNCF führten zu unzähligen Zugausfällen. Die Polizei ermittelt – wer dahinter steckt, ist noch unklar.
Nun schreibt der britische «Guardian», dass Wartungsarbeiter der SNCF einen Teil der Täterschaft gesehen haben soll. Kurz nach 1 Uhr in der Nacht seien die Arbeiter im Dorf Vergigny mit Reparaturen beschäftigt gewesen.
Da hätten sie eine Gruppe von Personen etwas weiter entfernt an der Bahnlinie gesehen. Sie seien verwundert gewesen, dass sie zu der späten Stunde noch Leute auf den Gleisen entdeckten. Deshalb näherten sich die Bauarbeiter den Tätern und alarmierten die örtliche Polizei.
Als die Saboteure realisierten, dass sie erwischt wurden, flohen die Menschen jedoch in die Dunkelheit. Diese Sichtung und die Überreste von Brandsätzen an den verschiedenen Tatorten nutzt die Polizei nun bei den Ermittlungen.
Zugverkehr hat sich wieder eingependelt
Die Züge zwischen Paris und Deutschland fahren am Samstag wieder nach dem gewohnten Fahrplan, teilte die Deutsche Bahn mit. Zu vereinzelten Ausfällen und Verspätungen kommt es am Wochenende vorerst noch auf der Strecke von Köln über Brüssel nach Paris.
Auf dieser Strecke Richtung Norden könnten sieben von zehn Zügen wieder fahren, teilte die französische Bahn SNCF mit. Das gelte auch für die ebenfalls von den Anschlägen betroffenen Strecke von Paris Richtung Bretagne und Atlantikküste. Allerdings kommt es noch zu Verspätungen von ein bis zwei Stunden.
Russin wollte Eröffnungszeremonie stören
Islamistische Attentäter wurden vor den Olympischen Spielen als grosse Gefahr eingestuft. Die BBC schreibt aber, dass die Attacke nicht dem Muster islamistischer Angriffe entspricht.
Auch von Russland geht eine Gefahr aus: So gab es in den letzten Monaten eine Propagandakampagne gegen Frankreich. Am Sonntag wurde eine Russin verhaftet, die mutmasslich die Eröffnungszeremonie stören wollte.
Auch Sicherheitsanalyst Alex Kokcharov sagt der «Daily Mail», Russland habe die Fähigkeiten für solche Sabotageakte. Zudem sei das Land motiviert, die Olympischen Spiele zu stören, da russische Athleten nicht zugelassen sind.
Jean de Gliniasty, der einstige französische Botschafter in Moskau, sagt, Russland könne dahinter stecken. Er will aber auch eine Beteiligung von Linksextremisten nicht ausschliessen. In den letzten Jahren seien Proteste mehrmals «ausgeartet».
Anschlag auf SNCF: Beweise oder Bekennerschreiben fehlen
Linksradikale Aktivisten hatten im Vorfeld ihren Missmut über die Spiele kundgetan. Zudem könnte es auch als Protest gegen die aktuelle Regierung von Emmanuel Macron angesehen werden.
Die BBC berichtet, dass auch die «Ausdrucksweise französischer Offizieller» auf eine Urheberschaft aus dem linksextremen Milieu hindeute. Grund dafür sei die Art des Angriffs auf das Bahnnetz der SNCF.
Auch CNN zitiert eine Quelle aus Geheimdienstkreisen, die sagt, die Methoden deuten nach links. In der Vergangenheit seien solche Arten von Anschlägen von extremen Linken angewendet worden. Beweise gebe es aber keine. Und auch eine Bekennermitteilung fehlt bislang.
Bahngewerkschaftschef Axel Persson vermutet, dass die Attentäter Insiderinformationen gehabt haben. Sie hätten genau gewusst, welche Kabel sie durchschneiden müssen. Er sagt, es sei möglich, dass ein Bahnmitarbeiter verantwortlich sei.