SOS Humanity widerspricht Darstellung Italiens
Italiens neue rechte Regierung weigert sich bislang, die Menschen an Bord der Rettungsschiffe an Land gehen zu lassen. Einen Vorwurf des Innenministers weist die SOS Humanity allerdings zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Die deutsche Hilfsorganisation SOS Humanity hat der Darstellung von Italiens Innenminister Matteo Piantedosi widersprochen, wonach das Schiff «Humanity 1» die Einfahrt in italienische Gewässer forciert habe.
«Wir hatten nie die Absicht, ohne die Zuweisung des Hafens der zuständigen Behörden nach Catania zu fahren», sagte Sprecherin Petra Krischok der Deutschen Presse-Agentur am Samstag.
Das Schiff mit knapp 180 geretteten Bootsmigranten an Bord sei vor der Ostküste Siziliens wegen des schlechten Wetters in die Gewässer Italiens gefahren, so Krischok. Allerdings erst nachdem die Hafenbehörde Catanias dies «ausdrücklich erlaubt» habe. Die Behörden hätten verlangt, dass die «Humanity 1» nicht näher als sechs nautische Meilen an die Küste heranfahren dürfe, woran sich die Crew gehalten habe.
Piantedosi erklärte am Freitagabend, die Regierung habe dem Schiff «auferlegt», vor Catania vor Anker zu gehen. Die Behörden sollten demnach an Bord prüfen, ob dort Menschen seien, die etwa wegen gesundheitlicher Probleme von Bord müssten. Wann das passiert, erklärte er nicht.
Auch die deutschen Seenotretter von Mission Lifeline fuhren am Freitag mit der «Rise Above» in italienische Gewässer. «In der Nacht haben wir zwei Personen aus medizinischen Gründen von Bord an die italienischen Behörden übergeben können», twitterte die Organisation am Samstag. An Bord seien nun noch 93 gerettete Migranten. Auch die «Geo Barents» und die «Ocean Viking» der NGOs Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée haben noch keinen Hafen zugewiesen bekommen. Mehr als 1000 Bootsmigranten warten damit derzeit darauf, an Land zu gehen.
Italiens neue rechte Regierung weigert sich bislang, alle Menschen von Bord gehen zu lassen. Sie will nur jene aufnehmen, die etwa medizinische Hilfe brauchen. Rom sieht stattdessen die Flaggenstaaten, und damit auch Deutschland, in der Pflicht, die Menschen aufzunehmen.