Steinmeier für Widerspruchslösung bei Organspende
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier plädiert für eine Reform der Organspende-Regelung in Deutschland – und äussert sich dabei auch privat.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht sich für eine Widerspruchslösung bei der Organspende aus. Und erzählt gemeinsam mit seiner Frau eine persönliche Geschichte. Es sei «ein Widerspruch, wenn wir die Widerspruchslösung im eigenen Land ablehnen und zugleich die Organe aus den anderen Ländern gerne annehmen. Wir begreifen uns als verantwortungsbewusste, mündige Bürger, deshalb können wir uns auch abverlangen, eine Entscheidung zu treffen.»
Dies sagte Steinmeier dem Magazin «Bunte» in einem gemeinsamen Interview mit seiner Frau Elke Büdenbender. Bisher habe man die Menschen in Deutschland nicht ausreichend überzeugen können, sich für oder gegen eine Organspende auszusprechen, so der Bundespräsident. Zur selben Zeit profitiere man aber durch den Eurotransplant-Verbund von der deutlich höheren Spendenbereitschaft im europäischen Ausland.
Steinmeier: Spende muss freiwillig bleiben
Man wolle niemanden zur Organspende nach dem Tod zwingen. «Sie ist freiwillig und muss freiwillig bleiben.» Jährlich würden jedoch viele Menschen sterben, «die nicht sterben müssten, wenn Organe zur Verfügung stünden», sagte Steinmeier.
Derzeit sind Organentnahmen in Deutschland nur mit ausdrücklicher Zustimmung erlaubt. In einigen Ländern gilt hingegen die Widerspruchslösung. Die Entnahme der Organe nach dem Tod ist erlaubt, sofern man zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widerspricht. Ein erster Anlauf für eine Widerspruchslösung war 2020 im Bundestag gescheitert.
Büdenbender: Niere meines Mannes ist Teil von mir
Büdenbender zufolge zögern viele Menschen, sich «mit der eigenen Endlichkeit zu befassen, und schieben deshalb eine Entscheidung über Organspenden hinaus». Sie könne das gut nachvollziehen. 2010 spendete der Bundespräsident seiner Frau eine Niere. Bei der Geburt der Tochter Merit im Jahr 1996 hatte Büdenbender einen Totalausfall der Nieren erlitten, 14 Jahre danach wurde eine Transplantation notwendig, wie das Paar erzählte.
«Als Betroffene kann ich sagen: Die Spende hat mir ein Leben geschenkt. Ich denke, dass man durch Aufklärungsgespräche überzeugen kann», sagte die Richterin und First Lady. Schon direkt nach der Geburt der Tochter sei für ihren Ehemann klar gewesen, dass er seine Niere spenden wolle. Heute sei das Organ ihres Mannes «ein Teil von mir».