Streiks gegen Rentenreform in Frankreich gehen in die vierte Woche
In Frankreich haben die massiven Proteste gegen die Rentenreform den öffentlichen Verkehr während der Weihnachtsfeiertage teilweise zum Erliegen gebracht.
Das Wichtigste in Kürze
- Starke Verkehrsbehinderungen und hohe Einnahmeverluste.
Auch am Donnerstag gab es starke Behinderungen im Nah- und Fernverkehr, vor allem bei der Bahn und der Pariser Metro. Für die kommenden Tage wurden weitere Streikaktionen angekündigt. Die Gewerkschaften versuchten, die Streikenden mit Weihnachtsessen und Geldüberweisungen bei Laune zu halten. Die Regierung hielt an ihrem Plan fest, die Rentenreform am 22. Januar ins Kabinett einzubringen.
In Paris kam der öffentliche Verkehr an den Weihnachtstagen zeitweise fast vollständig zum Erliegen. Taxis, Fahrgemeinschaftsdienste und Mietwagenfirmen waren von der grossen Nachfrage überfordert. Am Donnerstag verkehrte rund jeder zweite Hochgeschwindigkeitszug, einige Pariser Metro-Linien waren in Betrieb, andere zeit- oder abschnittsweise oder auch gar nicht. Beeinträchtigungen gab es auch bei den Vorort- und Regionalzügen. An Heiligabend waren zehntausende Reisende, die zu Weihnachten ihre Familien besuchen wollten, in Paris gestrandet.
Die Streiks richten sich gegen das zentrale Reformvorhaben von Präsident Emmanuel Macron, der das komplizierte System mit 42 verschiedenen Rentenregelungen vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Rentenkassen abbauen will. Besonders umstritten ist die faktische Anhebung des Renteneintrittsalters von derzeit 62 auf künftig 64 Jahre.
Der Streik wird vor allem von den Eisenbahner-Gewerkschaften getragen, allerdings beteiligen sich auch weitere Branchen und Einrichtungen an den Protesten. An Heiligabend erweckte eine Aktion vor der Pariser Garnier-Oper Aufmerksamkeit: Vor deren Haupteingang führten etwa 40 Tänzerinnen aus Protest gegen die Reformpläne vor Passanten Ballett-Szenen aus «Schwanensee» auf. Dazu zeigten sie Banner mit der Aufschrift «Kultur in Gefahr».
Die Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern und der Regierung waren vergangene Woche gescheitert und sollen am 7. Januar fortgesetzt werden. Die Gewerkschaften haben angekündigt, die Streiks fortzusetzen, bis eine Einigung erzielt ist. Für Samstag ist ein landesweiter Aktionstag angekündigt.
Die Streiks machen sich nach Angaben der staatlichen Bahngesellschaft SNCF auch deutlich bei den Einnahmen bemerkbar. Der Einnahmeausfall belaufe sich mittlerweile auf 400 Millionen Euro, sagte SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou der Zeitung «Le Monde». Die Industrieverbände bezifferten ihre Umsatzeinbussen auf 30 bis 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Doch auch die Streikenden haben nach drei Wochen im Ausstand mit Gehaltseinbussen zu kämpfen. «Es fängt an, finanziell weh zu tun», sagte der Lokführer Raffi Kaya am Rande eines von den Gewerkschaften organisierten Weihnachtsessens. «Aber wir sind zu weit gekommen, um jetzt aufzuhören.» Die Gewerkschaft Info'Com -CGT stellte den Angestellten der Pariser Verkehrsbetriebe 250.000 Euro als Soforthilfe zur Verfügung.