Studie: Deutlich weniger US-Investitionen in Deutschland
Deutschland ist ein beliebtes Ziel für Investoren aus dem Ausland. Die mit dem immer noch grössten Einfluss hierzulande hielten sich zuletzt aber merklich zurück - und andere füllen die Lücke.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Konzerne sind weiter die mit Abstand grössten ausländischen Investoren in Deutschland.
Einer aktuellen Studie zufolge haben sie ihr Geld zuletzt aber vermehrt in andere Standorte in Europa gesteckt.
Nach Erhebungen der Beratungsgesellschaft EY ging die Zahl der Investitionsprojekte von US-Konzernen in Deutschland 2019 um 12 Prozent auf 193 zurück. Vor allem in Grossbritannien und Frankreich waren Investoren von der anderen Seite des Atlantiks dagegen deutlich aktiver als im Jahr zuvor.
Insgesamt sank die Zahl der Projekte ausländischer Investoren in Deutschland laut Studie um 2 auf 971. Das nachlassende Engagement der US-Konzerne wurde vor allem von chinesischen und insbesondere auch türkischen Investoren ausgeglichen, die deutlich mehr Projekte anschoben.
Beliebtestes Ziel ausländischer Investoren in Europa war laut Studie im vergangenen Jahr erstmals Frankreich (1197 Projekte), das Grossbritannien (1109) vom ersten Platz verdrängte. Deutschland lag wie im Vorjahr auf dem dritten Platz.
Insgesamt sei vor allem Südeuropa zuletzt in der Gunst ausländischer Investoren gestiegen, hiess es. Dort seien die grössten Sprünge nach vorn festzustellen. «Im vergangenen Jahr kam die Erholung der südeuropäischen Volkswirtschaften gut voran», sagte EY-Experte Bernhard Lorentz. «Anders als in Deutschland und im Norden Europas bremste kein Fachkräftemangel die Dynamik, die Perspektiven waren gut, die Investoren kehrten zurück.» Dafür drohe dort nun durch die Corona-Krise wohl auch der grösste Absturz.
Die Autoren der Studie schätzen, dass knapp zwei Drittel aller im vergangenen Jahr angekündigten Investitionen ausländischer Geldgeber in Europa noch vor Ausbruch der Corona-Krise umgesetzt werden konnten. Der Rest dürfte verschoben oder ganz gestrichen worden sein.
«Jetzt geht es bei vielen Unternehmen in erster Linie darum, Liquidität im Unternehmen zu halten, zumal unklar ist, wie stark und nachhaltig der Konjunktureinbruch ausfällt und wie sich Absatzmärkte mittelfristig entwickeln werden», sagte EY-Deutschland-Chef Hubert Barth. Im laufenden Jahr sei mit einem Rückgang der ausländischen Investitionen um 35 bis 50 Prozent zu rechnen.