Swiss & Co. wollen künftig nur noch einen Piloten im Cockpit

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Zürich,

Flugzeughersteller und Airlines wollen neue Wege gehen. So könnte künftig nur noch ein Pilot im Cockpit sitzen – die Idee kommt aber nicht überall gut an.

Airline
Ein Pilot reicht: Die Swiss will in Zukunft die Anzahl Leute im Cockpit reduzieren. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Luftfahrt soll künftig teilweise nur noch ein Pilot im Cockpit sitzen.
  • Die Airlines wollen so die Effizienz steigern und sehen darin einen logischen Schritt.
  • Kritik kommt von Gewerkschaftlern – sie befürchten ein Sicherheitsrisiko.

Die Technologie entwickelt sich stetig weiter – das gilt nicht zuletzt auch für den Flugverkehr. In diesem Bereich könnte jetzt nämlich eine grosse Änderung bevorstehen.

Denn Flugzeughersteller und Airlines wollen bald die Anzahl Piloten in der Maschine reduzieren. Bisher sind jeweils bis zu drei Personen im Cockpit. In Zukunft soll es nur noch einer sein.

Airbus stellt bereits ein Flugzeug her, wo nur eine Person im Cockpit sitzen könnte. Unter anderem die Swiss will ab 2025 darauf setzen, allerdings zunächst noch mit zwei Piloten.

Frage offen: Was passiert, wenn Pilot aufs WC muss?

Oliver Buchhofer von der Swiss-Geschäftsleitung spricht gegenüber SRF von einem «logischen Schritt». Letztlich geht es der Fluggesellschaft vor allem um eine Steigerung der Effizienz.

Er sagt: «Früher sassen fünf Leute im Cockpit – heute sind es zwei.» Entsprechend könne es bald in gewissen Flugphasen auch nur noch eine Person sein.

Hältst du es für eine gute Idee, dass künftig nur noch ein Pilot im Cockpit sitzen soll?

Klar ist aber auch, dass man nichts überstürzen will. Buchhofer führt aus: «Zuerst müssen noch viele Fragen geklärt werden, beispielsweise im technischen oder im operationellen Bereich, wenn ein Pilot aufs WC muss. Erst wenn all diese Fragen geklärt sind und es sicher ist, geht man als Airline diesen Schritt.»

Gewerkschaft sieht Risiko bei Notfällen

Nicht alle halten solche Ein-Piloten-Flüge für eine gute Idee, beispielsweise die Schweizer Pilotengewerkschaft Aeropers.

Sie warnt: Wenn ein zweiter Pilot bei einem Notfall zuerst ins Cockpit kommen und sich ein Bild machen müsse, vergehe wertvolle Zeit. Diese Sekunden könnten im Notfall entscheidend sein, sagt Sprecher Roman Boller.

Enttäuscht ist man bei Aeropers vor allem von der europäischen Flugsicherheitsbehörde. Denn diese unterstützt die Bemühungen zur Reduzierung des Personals.

«Die EASA wäre eigentlich dazu da, die Sicherheit im Flugverkehr zu erhöhen.» Nun würde sie stattdessen neue Sicherheitsprobleme schaffen, so der Vorwurf.

Laura Frommberg, Chefredakteurin beim Fachmagazin «Aerotelegraph», sieht es differenziert. Als Privatperson habe sie zwar ein mulmiges Gefühl dabei. Für die Expertin ist aber auch klar: «Wenn die Behörden so etwas durchwinken, wird es auch sicher sein.»

Kommentare

User #3530 (nicht angemeldet)

Dabei geht auch der wertvolle Erfahrungsaustausch verloren und somit die Ausbildung neuer Piloten. Zur fehlenden Redundanz würde dann in nicht normalen Situationen noch der Erfahrungsrückstand und die fehlende Zweitmeinung hinzukommen. Die Gefahr vom „Confirmation Bias“ steigt. Der Pilotenberuf wäre dann aufgrund mangelhafter Ausbildung (da nicht besser machbar) vom Aussterben bedroht. Die ZHAW, Studiengang Aviatik, hat zu diesem Thema bereits einige Untersuchungen und Arbeiten erstellt.

User #2749 (nicht angemeldet)

Ich frage mich, warum die Fluggesellschaft nichts von den Flugunfällen gelernt haben. Richtig ist, es braucht Piloten, die einander verstehen und unterstützen - unabhängig von Alter und Erfahrung. So hätte der schlimme Flugunfall der DC-9-32, Alitalia am Stadlerberg, Zürich vom 14.11.90 vermieden werden können. Der jüngere Co-Pilot machte den ältern Pilot in command auf die zu niedrige Flughöhe aufmerksam, als dieser wider besseren wissen die Flughöhe einhielt. Menschliches versagen. Genau wie so manches menschliches Versagen kam es in der Luftfahrt auch immer wieder zu technischen Problemen. Die logische Schlussfolgerung ist also, dass es eine redundante Absicherung braucht.

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