Sylt-Eklat: Jeder zehnte Deutsche hat schon Ähnliches erlebt
Das Video aus einem Lokal auf Sylt hat für viel Empörung gesorgt. Ein Einzelfall ist der Vorfall nicht, wie eine Umfrage zeigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Jeder zehnte Deutsche hat schon einmal einen rassistischen Vorfall wie auf Sylt erlebt.
- Das zeigt eine neue Umfrage.
- Männer und Bürger im Osten Deutschlands berichten etwas häufiger davon.
Mehr als jeder zehnte Deutsche hat schon mindestens einmal einen Vorfall wie die rassistische Entgleisung von Feiernden auf Sylt erlebt. Das geht aus den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervor.
Auf einem Video ist zu sehen, wie junge Menschen auf Sylt zur Melodie von «L’amour toujours» rassistische Parolen grölen. Das nur wenige Sekunden lange Video soll zu Pfingsten entstanden sein.
Scheinbar völlig ungeniert und ausgelassen singen sie «Deutschland den Deutschen – Ausländer raus!». Ein Mann macht eine Geste, die an den Hitlergruss erinnert und ahmt mit den Fingern einen Hitlerschnauz nach. Von den Umstehenden scheint sich niemand daran zu stören.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte, nachdem sich das Video aus dem Nobellokal im Netz verbreitet hatte: «Ganz klar: Solche Parolen sind ekelig, sie sind nicht akzeptabel.»
Zwölf Prozent haben Vergleichbares erlebt
In der Umfrage gaben zwölf Prozent der Befragten an, einen vergleichbaren Vorfall bereits selbst einmal miterlebt zu haben. 78 Prozent der Bürger haben Vergleichbares persönlich noch nie gesehen oder gehört. Vier Prozent der Teilnehmer der Umfrage waren sich unsicher. Lediglich sechs Prozent der Befragten gaben an, der Vorfall auf Sylt sei ihnen nicht bekannt.
Männer sowie Bürger, die im Osten Deutschlands leben, gaben etwas häufiger an, bereits Augenzeugen eines solchen Vorfalls gewesen zu sein. Befragt worden waren ausschliesslich Menschen, die an bundesweiten Wahlen teilnehmen, also nur Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft.
Ermittlungen gibt es nicht nur zu dem Vorfall auf Sylt. Die Polizei ermittelt auch wegen möglicher rassistischer Gesänge zu demselben Lied auf der Ostseeinsel Fehmarn. Bei einer Tanzveranstaltung sollen dort rund 15 Personen in der Nacht zum 5. Mai laut Polizei «ausländerfeindliche Parolen» gesungen haben.