Nach einer weiteren Gewaltnacht in Belarus hat die Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja in einer Videobotschaft ihre Ausreise ins Ausland gerechtfertigt.
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Swetlana Tichanowskaja, Kandidatin bei der Präsidentenwahl in Belarus wird die Ergebnisse der Präsidentenwahl nicht anerkennen, bei der sie nur rund 10 Prozent der Stimmen erhalten hat, wohingegen Staatschef Lukaschenko mit rund 80 Prozent der Stimmen klar gewonnen haben soll. - sda

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach ihrer Wahlniederlage floh Swetlana Tichanowskaja in der Nacht auf Dienstag.
  • Die Präsidentschaftskandidatin machte sich mit ihrer Familie auf den Weg nach Litauen.
  • Nun bezog sie in einer persönlichen Videobotschaft Stellung zu ihrem Verhalten.
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Nach einer weiteren Gewaltnacht in Belarus hat die Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja in einer Videobotschaft ihre Ausreise ins Ausland gerechtfertigt. «Ich dachte, der Wahlkampf hätte mich abgehärtet und mir die Kraft gegeben, alles durchzustehen.

Aber wahrscheinlich bin ich doch die schwache Frau geblieben, die ich zu Beginn war.» Dies sagte die zweifache Mutter mit stockender Stimme. Zuvor war bekannt geworden, dass die 37-Jährige in der Nacht zum Dienstag in das benachbarte EU-Land Litauen ausgereist war.

Tichanowskaja hat die Entscheidung selbst getroffen

Nach der von Manipulationen überschatteten Präsidentenwahl am Sonntag brachen landesweite Proteste aus; es gab Tausende Festnahmen.

Die politisch unerfahrene Fremdsprachenlehrerin war im Juli als Kandidatin bei der Wahl in der autoritären Ex-Sowjetrepublik registriert worden. Sie war an Stelle ihres inhaftierten Ehemannes angetreten.

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Oppositionskandidatin Tichanowskaja beim AFP-Interview - AFP

Sergej Tichanowski ist ein bekannter Blogger, der im Internet offen Korruption und Missstände unter Staatschef Alexander Lukaschenko kritisiert. Seine Frau wurde zur Hoffnungsträgerin der Opposition. Ihre minderjährigen Kinder brachte Tichanowskaja schon vor einiger Zeit ins Ausland.

Sie habe diese schwere Entscheidung selbstständig getroffen, niemand habe sie beeinflussen können, sagte sie. «Viele werden mich verstehen, mich verurteilen oder hassen. Aber Gott bewahre, dass die je vor so einer Wahl stehen müssen, wie ich es musste.»

Anwärterin wollte im Land bleiben und weiterkämpfen

Die Ausreise überraschte viele Beobachter. Tichanowskaja hatte noch zuvor bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sie im Land bleiben werde und weiter kämpfen wolle. Tichanowskaja legte am Montag bei der Wahlleitung offiziell Beschwerde gegen das Ergebnis der Wahl ein.

Dann soll sie stundenlang nicht mehr erreichbar gewesen sein. «Leute, passt bitte auf Euch auf. Kein Leben ist es wert, was jetzt passiert. Kinder sind das Wichtigste im Leben», sagte Tichanowskaja.

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