«Tiergartenmord»-Urteil: Kreml hofft auf Kontakt mit Scholz
Das Urteil eines Berliner Gerichts im Tiergarten-Prozess belastet das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland schwer. Russland setzt nun aber offenbar auf baldige Gespräche.
Das Wichtigste in Kürze
- Ungeachtet der Spannungen nach dem sogenannten Tiergartenmord-Urteil erwartet der Kreml ein baldiges Gespräch mit dem neuen Bundeskanzler Olaf Scholz.
«Wir hoffen, dass es Kontakte geben wird», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Russland schätze die Beziehungen zu Deutschland und sei an deren Ausbau interessiert. «Wir erwarten und hoffen auf Kontinuität Deutschlands gegenüber Russland.»
Russland hatte am Montag wenige Tage nach dem Urteil eines Berliner Gerichts zwei deutsche Diplomaten zu «unerwünschten Personen» erklärt. Der Schritt ist eine Reaktion auf die Ausweisung von zwei russischen Botschaftsmitarbeitern in Berlin. Moskau kritisierte den Richterspruch vom vergangenen Mittwoch als politisch motiviert.
Wegen der Erschiessung eines Georgiers im August 2019 in der Parkanlage Kleiner Tiergarten hatte das Kammergericht Berlin gegen einen Russen lebenslange Haft verhängt. Im Urteil ist von «Staatsterrorismus» die Rede. Nach Überzeugung der Richter handelte der heute 56-Jährige im Auftrag staatlicher russischer Stellen. Russland hat solche Vorwürfe zurückgewiesen.
Russlands Staatschef Wladimir Putin hatte Scholz nach seiner Wahl zum Bundeskanzler vor zwei Wochen gratuliert. Die beiden Politiker haben bislang aber noch nicht miteinander telefoniert. Die deutsch-russischen Beziehungen haben sich seit der Einverleibung der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland 2014 verschlechtert.