Tödlicher Schwert-Angriff in Stuttgart: Persönliche Motive

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Deutschland,

Entsetzlich, unfassbar - der Stuttgarter Schwert-Angriff auf einen 36-Jährigen ist kaum zu beschreiben. Der Mann wird von einem ehemaligen Mitbewohner erstochen - vor den Augen von Nachbarn. Was wissen die Ermittler mittlerweile über den Tatverdächtigen?

Ein Polizistin der Spurensicherung arbeitet in der Tatnacht am Tatort in Stuttgart-Fasanenhof. Foto: Sven Kohls/SDMG
Ein Polizistin der Spurensicherung arbeitet in der Tatnacht am Tatort in Stuttgart-Fasanenhof. Foto: Sven Kohls/SDMG - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Kerzen und Blumen stehen am Tatort, die Bestürzung ist zwei Tage nach dem Schwert-Angriff in Stuttgart gross.

Der inzwischen in Untersuchungshaft sitzende mutmassliche Täter hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft ausschliesslich persönliche Beweggründe.

«Es gibt weder religiöse noch politische Motive», sagte Staatsanwalt Heiner Römhild am Freitag. Ob der geständige 28-Jährige sich schon zu Details geäussert hat, liess er offen. Er soll auf offener Strasse sein 36-jähriges Opfer nach einem Streit mit zahlreichen Stichen getötet haben.

Derzeit werde die Identität des Verdächtigen geklärt. Bislang geht die Polizei davon aus, dass er Syrer ist und seit 2015 mit gültigem Aufenthaltsstatus in Deutschland lebt. Zweifel daran nährte der Mann nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft selbst, als er bei seiner Festnahme angab, zwei Jahre älter zu sein und eine jordanische Staatsbürgergschaft zu besitzen.

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sprach sich für mehr Polizeipräsenz in Wohngebieten aus, um das Sicherheitsgefühl der Menschen zu verbessern. Und Justizminister Guido Wolf (CDU) mahnte gesetzliche Schritte gegen Menschen an, die durch das Teilen von Gewaltvideos den Opfern solcher Kapitalverbrechen die Würde nähmen. Schon kurz nach der Tat von Mittwochabend kursierten im Internet Videos der Bluttat.

Derzeit drohen strafrechtliche Sanktionen für Bilder, die «die Hilflosigkeit einer anderen Person zur Schau» stellen - gemeint sind lebende Menschen. Wer vergleichbare Fotos von Toten macht, dem drohen zwar zivilrechtliche Sanktionen wie Schmerzensgeld für Angehörige, eine Straftat begeht er nicht.

CDU, CSU und SPD haben schon im Koalitionsvertrag vereinbart, dass sie das ändern wollen. Das Bundesjustizministerium will dazu «in Kürze» einen Gesetzentwurf vorlegen, wie ein Sprecher am Freitag sagte.

Der Verdächtige war der Polizei in Stuttgart bereits vor der Tat bekannt, wie ein Sprecher berichtete - ohne jedoch zu sagen, weswegen. Zu Medienberichten, dass der Mann mit einer gefälschten Identität nach Deutschland gekommen sei, sagte der Beamte: «Wir können uns nicht in Spekulationen ergehen.» Man brauche gesicherte Erkenntnisse. Auch wie der Mann an das Schwert gekommen ist, wird derzeit noch untersucht. Laut einem Waffenhändler sind solche Schwerter frei käuflich ab 18 Jahren.

Der Mann war nach Angaben der Ermittler am 1. Juni 2018 nach Stuttgart gezogen. Bis Ende April 2019 lebte er demnach etwa ein Jahr lang in einer Wohnung gemeinsam mit dem späteren Opfer. Zur Tatzeit soll sich der 28-Jährige aber hauptsächlich in einer Gemeinschaftsunterkunft im Raum Ludwigsburg aufgehalten haben.

In der Umgebung des Tatorts ist die Bestürzung gross. Gertrud Streeb (61), die im selben Haus wohnt wie das Opfer, sah den Gewaltexzess vom Fenster aus und alarmierte die Polizei. «Der muss wahnsinnig sein, wenn er ein gerades Schwert so verbiegt», habe sie gedacht. Seit der Tat habe sie nicht mehr schlafen können. Sie berichtet auch, dass die Tochter des Getöteten die Bluttat mitansehen musste. Ein weiterer Bewohner des Hauses erzählt, er habe lange das Blut auf der Strasse sehen können. Früher habe er öfter mit dem Täter gesprochen, der vor und nach der Tat ganz anders auf ihn gewirkt habe - «ein Unterschied wie Tag und Nacht». Am Tatort haben Anwohner mit Kerzen und Blumen ihre Anteilnahme ausgedrückt.

Minister Strobl nannte das Verbrechen «entsetzlich und abstossend». «Ein solches Verbrechen mitten auf der Strasse lässt niemanden unberührt», sagte er. Angesichts von Medienberichten, wonach der Mann mit einer gefälschten Identität nach Deutschland gekommen sei, sagte Strobl: «Wir müssen wissen, wer bei uns im Land ist.» Alles andere könne ein Sicherheitsrisiko sein. «Wer hier ins Land kommt und Schutz sucht, dann aber dieses Land, diesen Staat bei der allerersten Gelegenheit über seine wahre Identität belügt, hat mit scharfen Konsequenzen zu rechnen.»

Die Polizei vernahm am Freitag weitere Zeugen - darunter Anwohner und Bekannte des Opfers und des mutmasslichen Täters. Es sind laut Polizei Hunderte Hinweise zur Tat eingegangen, darunter viele mit Links zu Videos von dem Angriff.

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