Totes Mädchen in Wunsiedel - Noch viele Fragen offen
Nach dem Tod eines zehn Jahre alten Mädchens in einer Kinderhilfe-Einrichtung zeichnet sich das Ungeheuerliche ab: War ein anderes Kind an der Tat beteiligt? Die Polizei hält sich sehr bedeckt.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Fall eines getöteten Mädchens in einem Kinderheim in Wunsiedel haben sich die Ermittler weiter mit Details zurückgehalten.
Die Sonderkommission arbeite auf Hochtouren, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken am Samstag. Tags zuvor hatten Polizei und Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass aufgrund der Spurenlage ein Elfjähriger als tatbeteiligt gilt.
Der Junge hatte genau wie das Opfer in einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung in der Stadt im Nordosten Bayerns gelebt. Ob der Junge inzwischen zur Tat befragt wurde, sagte die Sprecherin nicht. Ebenso blieb unklar, ob die Polizei weitere Tatbeteiligte vermutet und auf welche Weise das Mädchen ums Leben gekommen war. Auch machten die Ermittler keine Angaben dazu, welche Art von Spuren zu dem Jungen geführt hatten. Als Elfjähriger ist der Junge nicht strafmündig. Er sei deshalb in einer «gesicherten Einrichtung präventiv untergebracht» worden, hatte es geheissen.
Die Kinder werden in ihrer Trauer begleitet
Am Dienstag war die Zehnjährige tot in ihrem Zimmer in der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft ging von einem Tötungsdelikt aus. Eine Sonderkommission mit rund 40 Beschäftigten nahm ihre Ermittlungen auf. Den Angaben zufolge sicherten die Einsatzkräfte sofort Spuren am Tatort und überliessen sie dem Landeskriminalamt zur Auswertung.
Der Träger der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung hat versichert, die anderen Kinder seien gut versorgt und würden in ihrer Trauer begleitet. «Sie haben vertraute Ansprechpartner, die zuhören, sie auffangen und begleiten können», teilte die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg am Samstag mit. «Die vielen Kolleginnen und Kollegen, die selbstverständlich Hilfe anbieten und mit im Einsatz sind, zeigen: Wir lassen niemanden allein. Dieser Zusammenhalt trägt und stärkt alle betroffenen Menschen und gibt ihnen Zuversicht.»
Die Kinder dürften mit allen Fragen zu den Pädagoginnen und Pädagogen kommen, hiess es weiter. «In den Gruppen ist es ruhig und es werden viele Gespräche geführt. Das ist für die Kinder sehr wichtig, denn Verluste haben manche von ihnen schon erfahren müssen, und der Verlust einer Freundin ist zu bewältigen und von den Fachkräften zu begleiten.»
Über die Osterfeiertage seien einige Kinder zu ihren Eltern gefahren. Die Wohngruppen seien deshalb nicht voll belegt. «Diese etwas kleineren Gruppeneinheiten fördern die Möglichkeit zum Gespräch. Psychologen, erfahrene Fachkräfte und das Krisenteam sind da, wenn sie gebraucht werden.»
Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) hatte sich erleichtert über den «schnellen Ermittlungserfolg» gezeigt. Die Polizei gebe den Menschen ein Stück Sicherheit zurück, hatte sie am Freitag gesagt. «Für alle Betroffenen sind eine rasche Aufklärung und die Hintergründe der Tat von grosser Bedeutung.» Nur so sei es möglich, die Tragödie aufzuarbeiten.