Tschechien testet Handy-Überwachung von Coronavirus-Infizierten
In Tschechien testen die Behörden ein neues Überwachungssystem, das eine Nachverfolgung der Kontaktpersonen von Coronavirus-Infizierten ermöglichen soll.
Das Wichtigste in Kürze
- Babis: Landesweite Einführung der Software bis Mitte April geplant.
Mit Hilfe des IT-Systems sei es möglich festzustellen, wo sich ein positiv auf das Coronavirus Getesteter genau aufgehalten habe, sagte eine Sprecherin der neugegründeten Software-Experten-Gruppe Covid19cz am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Auf diese Weise sei es möglich, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen.
Software-Experten erstellten ein System, mit dem die Bewegungsprofile von Coronavirus-Infizierten anhand ihrer Handydaten sowie den Nutzungsdaten ihrer EC- und Kreditkarten nachvollzogen werden können. Covid19cz holte dafür das Einverständnis von Patienten ein.
Das Resultat sei eine Art Landkarte, auf der die Bewegungsprofile angezeigt würden. So könne etwa nachvollzogen werden, wenn «beispielsweise ein Mann eine halbe Stunde an einer bestimmten Strassenecke» gestanden habe, sagte die Sprecherin Irena Zatloukalová.
Das sogenannte «intelligente Quarantäne-System» wird im Südosten Tschechiens getestet. Die durch die Software identifizierten Kontaktpersonen von Corona-Infizierten werden für maximal drei Tage unter Quarantäne gestellt, bis ein Coronavirus-Test an ihnen vorgenommen wurde.
«Wenn der Test negativ ist, können sie in den Alltag zurückkehren. Wenn der Test positiv ist, werden sie vollständig unter Quarantäne gestellt», erklärte der stellvertretende Gesundheitsminister Roman Prymula laut der offiziellen Website der Regierung. Ministerpräsident Andrej Babis hatte angekündigt, das System bis 12. April landesweit implementieren zu wollen.
Zatlouková wies Kritik an der Überwachungssoftware mit der Begründung zurück, dass das System dazu beitragen könne, «dass wir nicht alle in Quarantäne müssen, sondern nur jene, die wirklich krank oder potenziell gefährdet sind». Ihr Team habe bereits Anfragen aus Grossbritannien, Litauen, Serbien, der Slowakei sowie aus lateinamerikanischen Ländern bezüglich der Software erhalten.
In Tschechien gibt es gut 3000 nachgewiesene Fälle des neuartigen Coronavirus, 24 Menschen starben. Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, schloss die Regierung alle Schulen, Bars, Theater sowie die meisten Geschäfte. Auch die Grenzen zu den Nachbarländern wurden geschlossen und strikte Einreise- und Ausreisesperren verhängt.