Türkische Opposition fordert Konsumboykott gegen Erdogan-Regierung
Mit einem landesweiten Boykottaufruf will die türkische Opposition die Regierung unter Präsident Erdogan unter Druck setzen.

Die grösste Oppositionspartei der Türkei, die CHP, hat für den heutigen Mittwoch zu einem umfassenden Einkaufsboykott aufgerufen. Ziel ist es, gegen die Festnahme von 301 Studenten und des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu zu protestieren.
CHP-Chef Özgür Özel erklärte auf «X»: «Hören Sie auf, einzukaufen! Supermärkte, Onlineshopping, Restaurants, Tankstellen, Cafés, Rechnungen – kaufen Sie nichts», berichtet «BR24».
Hintergrund: Festnahmen und Proteste
Die Verhaftung von Ekrem Imamoglu am 19. März hat landesweite Proteste ausgelöst. Ihm wird Korruption vorgeworfen, die er jedoch vehement bestreitet.
Beobachter sehen darin einen politischen Schachzug der Regierung, um einen ihrer grössten Rivalen auszuschalten, schreibt «Spiegel». Bei den Protesten gegen Imamoglus Festnahme wurden 301 Studenten festgenommen.

Die CHP kritisiert das Vorgehen der Regierung als repressiv. Sie ruft mit dem Boykott die Bevölkerung dazu auf, ihre Macht als Konsumenten zu nutzen, so «OZD.news».
Türkische Opposition macht Druck auf Regierung
Der Boykottaufruf der türkischen Opposition richtet sich nicht nur gegen alltägliche Einkäufe, sondern auch gegen regierungsnahe Unternehmen und Medienkonzerne. Özgür Özel veröffentlichte eine Liste mit Marken, die gemieden werden sollen, darunter bekannte Ketten.
Die Oppositionspartei betont, dass der Boykott eine gewaltfreie Form des Protests darstellt. Ziel sei es, den wirtschaftlichen Druck auf die Regierung zu erhöhen und ein Zeichen gegen autoritäre Massnahmen zu setzen.
Regierung reagiert mit Kritik
Die türkische Regierung verurteilt den Boykott scharf. Vertreter werfen der Opposition vor, die Wirtschaft des Landes zu schädigen.
Zudem hat die Istanbuler Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Personen eingeleitet, die in sozialen Netzwerken zum Boykott aufrufen. Dennoch betonte der Bürgermeister von Ankara auf, Mansur Yavas auf «X», dies sei keine Straftat, sondern freie Meinungsäusserung.
Die Boykottkampagne zeigt einmal mehr die tiefe Spaltung zwischen Regierung und der türkischen Opposition im Land. Ob sie langfristig Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten.