Übergriffe im SOS-Kinderdorf: Weitere Betroffene melden sich

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Deutschland,

Eine Studie über ein SOS-Kinderdorf in Bayern förderte Anfang des Monats Erschreckendes zutage: Zwei Dorfmütter sollen ihre Schützlinge gequält haben, auch von sexuellen Übergriffen ist die Rede.

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Das Logo und der Schriftzug "SOS-Kinderdorf e.V. Geschäftsstelle" ist auf einem Schild zu sehen. Foto: Peter Kneffel/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach Bekanntwerden von Übergriffen in einem SOS-Kinderdorf haben sich weitere mutmassliche Betroffene gemeldet.

Vier hätten seither Kontakt zu dem SOS-Kinderdorf-Verein aufgenommen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.

Mit zweien davon stehe der Verein allerdings «schon länger im Austausch». Anfang Oktober hatte der Verein eine Studie des renommierten Missbrauchs-Experten Heiner Keupp veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass zwei ehemalige Mitarbeiterinnen eines Kinderdorfes in Bayern ihnen anvertrauten Kindern «Leid» zugefügt haben. Von einem «Klima der Angst» und «Grenzüberschreitungen» ist die Rede. Ehemalige Bewohner beschuldigen die beiden Frauen demnach, von Anfang der 2000er Jahre an bis etwa 2015 «kindeswohlgefährdende Grenzüberschreitungen» begangen zu haben.

Bei den konkreten Vorwürfen soll es beispielsweise um gemeinsames Duschen gehen oder Hygienemassnahmen, die die Schamgrenzen der Kinder verletzten. Ausserdem soll ein fünf Jahre altes Mädchen allein in einen dunklen Keller gesperrt worden sein, ein Junge habe in Hausschuhen schlafen müssen, weil seine Dorfmutter sie ihm mit Klebeband an den Füssen befestigt hatte.

Zu diesen beiden konkreten Beschuldigten seien keine weiteren Hinweise eingegangen, sagte die Kinderdorf-Sprecherin. Der Verein SOS Kinderdorf hatte nach der Veröffentlichung der Studie angekündigt, Missbrauchsfälle in allen Einrichtungen in Deutschland systematisch aufarbeiten zu wollen. Die Vereinsvorsitzende Sabina Schutter plant ein bundesweites Forschungsprojekt in Zusammenarbeit unter anderem mit der Uni Münster und dem Deutschen Jugendinstitut in München.

Auch Keupp hatte Konsequenzen gefordert: «Eine wirklich systematische Aufarbeitung hat bislang nicht stattgefunden», sagte der Psychologe. «Ich spreche eine dringliche Empfehlung aus, dass hier eine nachholende Aufarbeitung zu leisten ist.»

Nach Angaben des Kinderdorfvereins hatten sich seit der Einführung einer internen Anlauf- und Monitoringstelle für kindeswohlgefährdende Grenzüberschreitungen im Jahr 2010 bis zur Veröffentlichung der Studie insgesamt 52 ehemalige Betreute gemeldet. Diese haben den Angaben zufolge zwischen den 1960er Jahren und 2015 in einem Kinderdorf gelebt. Darunter sind also auch Fälle, die schon einen längeren Zeitraum zurückliegen. Bislang seien in 21 Fällen auch Anerkennungszahlungen «bei Missbrauchserfahrungen» geleistet worden.

SOS-Kinderdorf beherbergt in 137 Ländern 65.000 Kinder und unterstützt weitere 347.000 Menschen mit sozialen Programmen. Laut dem jüngsten Jahresbericht beliefen sich die Einnahmen aus Spenden und staatlichen Hilfsgeldern im Jahr 2019 auf 1,4 Milliarden Euro.

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