Ukraine Krieg: Russischer 64-Kilometer-Konvoi steht vor Kiew

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Russland greift im Ukraine Krieg stärker an. Mehrere Städte melden grosse Explosionen, Kiew bereitet sich auf einen Grossangriff vor.

Ukraine Konflikt
Satellitenbilder zeigen unzählige russische Militärfahrzeuge in der Nähe von Kiew. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nahe Kiews stehen unzählige russischen Militärfahrzeuge in einem 64-Kilometer-Konvoi.
  • Die Ukraine wirft Russland vor, Zivilisten anzugreifen.
  • Der Kreml fürchtet, dass Kiew ein Atomarsenal aufbauen will.

Russland verschärft seine Angriffe im Ukraine-Krieg. Am Dienstag gab es weitere schwere Attacken auf die zweitgrösste Stadt des Landes, Charkiw in der Ostukraine.

Das ukrainische Aussenministerium veröffentlichte bei Twitter ein Video, das einen Raketeneinschlag direkt auf dem zentralen Freiheitsplatz zeigt. Auf die Hauptstadt Kiew bewegt sich ein riesiger Militärkonvoi zu. Er soll rund 64 Kilometer lang sein. Die Vereinten Nationen stellen sich auf die Versorgung von bis zu vier Millionen Flüchtlingen ein.

Ukraine Krieg: Russland greift stärker an

Die russischen Angriffe konzentrierten sich am Tag sechs des Einmarsches weiter auf die grossen Städte. Nach Darstellung des ukrainischen Aussenministeriums werden sie jetzt mit Raketen beschossen. Im Stadtzentrum von Charkiw gab es am Vormittag eine gewaltige Explosion.

Ukraine Krieg
Ukraine Krieg: Das Gebäude der Stadtverwaltung in Charkiw wurde zerstört. (Archivbild) - Keystone

«Russland führt Krieg unter Verletzung des humanitären Völkerrechts», twitterte das Aussenministerium in Kiew. Moskau weist den Vorwurf zurück.

Die ukrainische Regierung beschuldigt Russland, Zivilisten zu töten und zivile Infrastruktur zu zerstören. Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow sagte der Agentur Ukrinform zufolge, das russische Militär sprenge Umspannwerke. Dadurch komme es im Ukraine-Krieg zu Problemen bei der Strom- und Wasserversorgung.

Die Nachrichtenagentur Unian berichtete, die oberen Stockwerke von zwei Hochhäusern seien zerstört worden. Unabhängig überprüfen lassen sich die Informationen über das Kriegsgeschehen im Ukraine-Krieg nicht.

Pentagon: Russland will Kiew einkesseln

Als sicher gilt, dass die russischen Truppen ihren Vormarsch auf Kiew fortsetzen. Satellitenbilder aus der Nacht zum Dienstag zeigten einen gewaltigen Konvoi aus Panzern und anderen Militärfahrzeugen.

Ukraine Konflikt
Ukraine Konflikt: Unzählige Fahrzeuge der russischen Armee sind auf dem Weg nach Kiew. - Keystone

Nach Ansicht von US-Verteidigungskreisen will das russische Militär die Hauptstadt trotz des starken ukrainischen Widerstandes einnehmen. «Wir gehen davon aus, dass sie sich weiter fortbewegen und versuchen werden, die Stadt in den kommenden Tagen einzukesseln.» Dies sagte ein ranghoher Pentagon-Verantwortlicher dem US-Sender CNBC.

Die Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine ist weiter heftig umkämpft. Die russischen Separatisten kündigten an, für Einwohner zwei «humanitäre Korridore» einzurichten. Die Menschen könnten die Stadt bis Mittwoch verlassen. Dies sagte der Sprecher der Aufständischen im Gebiet Donezk, Eduard Bassurin, der Agentur Interfax zufolge.

Ukraine-Krieg: Ukraine verspricht sich ergebenden russischen Soldaten Geld

Die Ukraine wiederum bot russischen Soldaten Straffreiheit und Geld an, wenn sie sich ergeben. «Trefft Eure Wahl. Kommt ohne Waffen und mit weisser Flagge heraus», schrieb Verteidigungsminister Olexij Resnikow in der Nacht zum Dienstag bei Facebook.

Geboten werden jedem Soldaten umgerechnet mehr als 40'000 Euro. Finanziert werde die Aktion von der internationalen IT-Industrie. Ob sich ergebende Russen das Geld tatsächlich erhalten, war zunächst nicht zu überprüfen.

Ukrainischen Angaben zufolge sollen bisher mindestens 200 russische Soldaten gefangen genommen worden sein. Verhörvideos nach zu urteilen sollen sie geglaubt haben, an einem Manöver teilzunehmen. Tatsächlich aber zum Kämpfen in die Ukraine geschickt worden sein.

Ukraine Krieg: Selenskyj will Aufnahme in die EU

Präsident Wolodymyr Selenskyj verlangte in einem emotionalen Appell an das Europaparlament die Aufnahme der Ukraine in die Europäische Union. «Wir kämpfen für unsere Rechte, für unsere Freiheit, für unser Leben. Und nun kämpfen wir ums Überleben», sagte Selenskyj zu Beginn einer Sondersitzung des Parlaments in einer Videobotschaft. «Ohne euch wird die Ukraine alleine sein.»

Selenskyj
Wolodymyr Selenskyj spricht im Ukraine Krieg im Europaparlament. (Archivbild) - Keystone

Russlands Aussenminister Sergej Lawrow warf der Ukraine eine Bedrohung der internationalen Sicherheit vor. Die Regierung in Kiew wolle eigene Atomwaffen, sagte Lawrow per Videolink vor der Ständigen Abrüstungskonferenz in Genf. Auf dem ukrainischen Territorium befänden sich noch sowjetische Nukleartechnologie und die Mittel, so bestückte Waffen abzuschiessen. «Wir müssen auf diese reale Gefahr reagieren.»

Lawrow verlangte, dass US-Atomwaffen vom Gebiet der Nato-Partner abgezogen werden. Er betonte auch: «Wir glauben weiter, dass ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann und niemals geführt werden darf.» Von der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA hatte vergangenen Woche widersprochen: Sie sehe keinerlei Belege für die Behauptungen über ein mögliches Atomwaffenprogramm in der Ukraine.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg schloss eine Beteiligung des Militärbündnisses am Ukraine-Krieg erneut aus. «Die Nato wird keine Truppen in die Ukraine entsenden oder Flugzeuge in den ukrainischen Luftraum verlegen». Die Nato werde sich nicht an dem Konflikt beteiligen», sagte der Norweger bei einem Besuch auf dem polnischen Luftwaffenstützpunkt Lask.

Ukraine Krieg: Die Zahl der Flüchtlinge steigt

Inzwischen fliehen immer mehr Menschen aus der Ukraine. In Polen sind nach Angaben des Grenzschutzes seit Beginn des Krieges bereits mehr als 377'400 Flüchtlinge aus dem Nachbarland angekommen. Insgesamt sind nach Angaben der Vereinten Nationen schon rund 520'000 Menschen aus der Ukraine in umliegende Länder geflüchtet. Darunter auch Ungarn, Rumänien, die Slowakei und auch Russland.

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Ukraine-Konflikt: Flüchtlinge an der Grenze zu Polen. - Keystone

Auch in Deutschland treffen immer mehr Menschen aus der Ukraine ein. Bis Dienstagmorgen habe die Bundespolizei die Einreise von 3063 Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine festgestellt, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Da an den EU-Binnengrenzen keine Grenzkontrollen stattfänden, könne die Zahl der eingereisten Kriegsflüchtlinge tatsächlich aber bereits wesentlich höher sein.

Die Vereinten Nationen planen für eine mögliche Versorgung von bis zu vier Millionen Flüchtlingen. Wenn es keinen sofortigen Stopp der Kampfhandlungen in der Ukraine gebe, würden die Menschen weiter fliehen. Dies sagte UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi per Video dem UN-Sicherheitsrat in New York.

Ukraine Krieg: Westen schickt Hilfe

Die USA planen weitere milliardenschwere Hilfen für die Ukraine. Damit soll das angegriffene Land humanitär, wirtschaftlich und militärisch unterstützt werden. Die Regierung von Präsident Joe Biden beantragte beim Kongress ein Paket mit einem Umfang von 6,4 Milliarden Dollar. Das Geld soll zusätzlich zur jüngsten militärischen Soforthilfe der US-Regierung mit einem Volumen von 350 Millionen Dollar kommen.

Die australische Regierung will die Ukraine mit militärischer Ausrüstung und humanitärer Hilfe in Höhe von insgesamt 105 Mio. australischer Dollar (68 Mio. Euro) unterstützen. Zwei Drittel der Gelder würden für «tödliche und nicht-tödliche Ausrüstung zur Verteidigung» aufgewendet, sagte Premierminister Scott Morrison.

Ukraine Krieg: Schulterschluss der westlichen Welt

Der russische Angriff hat nach Einschätzung der US-Regierung zu einem Schulterschluss innerhalb der Nato und anderer westlicher Verbündeter geführt. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, nannte Putin am Montag «einen der grössten Einiger der Nato der modernen Geschichte». Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock rief zum internationalen Schulterschluss gegen Putin auf.

«Wir wollen, dass so viele Staaten wie möglich Farbe bekennen gegen Putins Krieg.» Dies sagte die Grünen-Politikerin nach einem Treffen mit ihren Kollegen aus Polen und Frankreich im polnischen Lodz. «Stehen wir gemeinsam für die Prinzipien der UN-Charta ein», dies sei das Gebot der Stunde. «Denn es kann für niemand von Interesse sein, dass der Stärkere über seine Nachbarn herfällt.»

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