Ukraine-Krieg: AKW Saporischschja bei Gegenoffensive umgehen
Laut dem Atomkonzernschef kann die Ukraine bei ihrer Gegenoffensive das AKW Saporischschja umgehen. Das Kraftwerk wurde im Ukraine-Krieg von Russland besetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Enerhoatom-Chef: Das AKW Saporischschja kann bei der Gegenoffensive umgangen werden.
- Kiew plant derzeit eine Offensive im südukrainischen Gebiet Saporischschja.
- Die Gefahr eines atomaren Unfalls in der Region bleibt laut IAEA hoch.
Das Atomkraftwerk Saporischschja könnte bei einer Gegenoffensive im Ukraine-Krieg nach Ansicht des Atomkonzernchefs von Gefechten verschont bleiben. Es reiche aus, die russischen Besatzungstruppen im Kraftwerk von ihrem Hinterland abzuschneiden. Dies sagte der Chef des ukrainischen Atomkonzerns Enerhoatom, Petro Kotin, dem US-Sender CNN.
«Wir brauchen nur die Verbindung zwischen dem AKW Saporischschja und (der Halbinsel) Krim zu kappen», so Kotin. Dies werde erreicht, sobald die ukrainischen Truppen die Grossstadt Melitopol gut 90 Kilometer südöstlich des Kraftwerks in Enerhodar erobert hätten. Danach hätten die russischen Truppen nur noch die Möglichkeit zu fliehen oder sich zu ergeben.
Vor dem Krieg hatte die Stadt Melitopol rund 150'000 Einwohner. Sie gilt als Hauptziel der erwarteten ukrainischen Offensive im südukrainischen Gebiet Saporischschja. Im besetzten Teil der Region haben die russischen Behörden nach eigenen Angaben mehr als 12'000 Menschen aus frontnahen Gebieten evakuiert. Enerhoatom zufolge soll es auch russische Pläne geben, über 3100 Menschen aus Enerhodar, darunter etwa 2700 Kraftwerksmitarbeiter, zu evakuieren.
Ukraine-Krieg: Kiew scheiterte mit Landungsoperation
Moskau hatte Kiew im Oktober vorgeworfen, das Kraftwerk mittels einer Landungsoperation über den nahen Stausee direkt zurückerobern zu wollen. Im April bestätigte die britische «Times» den gescheiterten ukrainischen Versuch. Seitdem gibt es keinen Beschuss des Kraftwerksgeländes im Ukraine-Krieg mehr.
Das mit sechs Blöcken europaweit grösste Atomkraftwerk in Enerhodar war unmittelbar nach dem russischen Einmarsch im März 2022 besetzt worden. In den anschliessenden Monaten hatten Gefechte um das Kraftwerksgelände Sorge vor einem Atomunglück ausgelöst. Alle sechs Reaktoren sind inzwischen ausser Betrieb. Trotzdem ist wegen der Kämpfe in der Region die Gefahr eines atomaren Unfalls nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde weiterhin hoch.