Ukraine-Krieg: Deshalb ist die Getreideblockade so schwer zu lösen
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs blockiert Russland ukrainische Häfen. Es droht eine Hungerkrise, doch eine Auflösung der Blockade gestaltet sich als schwierig.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Beginn des Ukraine-Krieges blockiert Russland ukrainische Häfen am Schwarzen Meer.
- Da das Land zu den grössten Weizen-Exporteuren gehört, droht eine Hungerkrise.
- Grossflächig verstreute Seeminen machen eine Auflösung der Blockade aber schwierig.
Seit Wochen blockiert die russische Marine ukrainische Häfen am Schwarzen Meer. Die Folge: In den Silos lagern mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide, die in anderen Teilen der Welt dringend benötigt werden. Diese Blockade ist allerdings nur schwer aufzulösen.
Im Jahr 2019 kamen dem deutschen «Spiegel» zufolge neun Prozent der Weizen-Exporte aus der Ukraine. Das Land fuhr den grössten Teil davon über den Hafen von Odessa aus.
Nachdem der Ukraine-Krieg begonnen hatte, versuchten die Ukrainer, ihren Weizen über den Landweg zu exportieren. Allerdings schafften es bisher nur zehn Prozent der Bestände über die Grenze.
Infolge des Export-Einsturzes droht in den ärmsten Ländern der Welt nun eine Hungerkrise. Andere Länder, die ebenfalls grosse Mengen an ukrainischem Weizen importieren, könnten destabilisiert werden. Der Weltmarkt kann die durch den Ukraine-Krieg entstandenen Ausfälle nicht kompensieren.
Schwarzes Meer im Ukraine-Krieg grossflächig vermint
Eine Auflösung der See-Blockade scheint daher unumgänglich. Eine Möglichkeit wäre, dass die Weltgemeinschaft mit Russland einen Korridor verhandelt – oder selbst einen durchsetzt. Andernfalls muss die Ukraine die Blockade militärisch lösen.
Bei diesen Varianten stellt sich aber insbesondere ein Problem: Das Schwarze Meer wurde von beiden Kriegsparteien grossflächig vermint. Wo und wie viele Seeminen sich am Meeresgrund befinden, ist allerdings nicht bekannt.
«Zu Beginn des Konflikts haben die Ukrainer wohl mehr Minen gelegt, um Odessa zu schützen. Später waren es dann die Russen», sagt Sidharth Kaushal gegenüber dem «Spiegel». Er ist Marine-Experte beim Londoner Royal United Services Institute (Rusi).
Da die Ukraine seit der Krim-Annexion keine Marine mehr besitzt, hat Russland die Schwarzmeerküste faktisch unter Kontrolle. Für die Schifffahrt bedeutet dies ein unkalkulierbares Risiko. Eine Räumung der Minen würde dadurch erheblich erschwert. Die Räumungsschiffe müssten unter permanenter Bedrohung arbeiten.