Ukraine Krieg: Gräueltaten in Butscha lösen weltweit Entsetzen aus
Am Sonntag verbreiteten sich Bilder von russischen Gräueltaten im Ukraine-Krieg im Vorort Butscha. Die internationale Gemeinschaft reagierte mit Entsetzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Bilder aus Butscha, einem Vorort von Kiew entsetzen die internationale Gemeinschaft.
- Diese zeigen Leichen auf der Strasse, ausgebrannte Autos und Häuser.
- Bundeskanzler Olaf Scholz forderte, dass diese Taten «schonungslos» aufgeklärt werden.
Leichen auf den Strassen, ausgebrannte Autos, russgeschwärzte Häuser ohne jeden Bewohner: Nach dem russischen Abzug aus der Umgebung von Kiew ist das Ausmass der Gräueltaten an der Zivilbevölkerung deutlich geworden.
In der Vorortgemeinde der Hauptstadt Butscha lagen nach mehr als fünf Wochen Krieg Dutzende Tote im Freien. Etwa 280 Todesopfer, die während der Kämpfe nicht beigesetzt werden konnten, wurden in einem Massengrab bestattet. Die Bilder aus Butscha lösten international Entsetzen aus. Das russische Verteidigungsministerium sprach von Fälschung.
Die Leichen von 410 Zivilisten seien aus «den befreiten Gebieten in der Region Kiew in Sicherheit gebracht» worden, sagte die Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa am Sonntag im ukrainischen Fernsehen. Experten hätten bereits 140 Tote gerichtsmedizinisch untersucht.
Ukraine-Krieg: Scholz fordert Aufklärung von Gräueln
«Diese Verbrechen des russischen Militärs müssen wir schonungslos aufklären», forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sprach sich dafür aus, russische Kriegsverbrechen in der Ukraine vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu bringen.
Italiens Ministerpräsident Mario Draghi hat sich schockiert gezeigt über die Berichte von Gräueltaten russischer Soldaten: «Die Bilder der Verbrechen aus Butscha und anderen vom ukrainischen Heer befreiten Gebieten sind erschütternd.»
Unterdessen will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Russland wegen der Verbrechen im Ukraine-Krieg zur Verantwortung ziehen. Noch deutlich drückte sich der britische Premierminister Boris Johnson aus. Er versprach «alles in meiner Macht zu tun, um Putins Kriegsmaschinerie auszuhungern».
Die EU will jetzt schnell über noch härtere Sanktionen beraten. Wegen des russischen Angriffs hat der Westen bereits beispiellose Strafen gegen Russland verhängt, auch gegen Präsident Wladimir Putin persönlich.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von Horrorszenen im Ukraine-Krieg. Zugleich versicherte sie: «Kriegsverbrecher werden zur Verantwortung gezogen.»
Nato Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte dem US-Sender CNN: «Es ist entsetzlich und absolut inakzeptabel, dass Zivilisten angegriffen und getötet werden.» Ähnlich reagierte UN-Generalsekretär António Guterres. «Es ist essenziell dass eine unabhängige Untersuchung zu effektiver Rechenschaft führt», sagte der UN-Chef am Sonntag in New York.
US-Aussenminister Antony Blinken verwies darauf, dass die USA schon länger vermute, dass es im Ukraine-Krieg zu schweren Kriegsverbrechen kommt. Dies sei eine «Realität, die sich jeden Tag abspielt, solange Russlands Brutalität gegen die Ukraine anhält. Deshalb muss es ein Ende haben.»
Video zeigt gefesselte Leichen am Strassenrand
Eine Videoaufnahme des ukrainischen Verteidigungsministeriums zeigte die Leichen mehrerer Menschen am Strassenrand. Einige davon hatten die Hände auf dem Rücken gefesselt. Die Echtheit konnte nicht unabhängig geprüft werden.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete unter Berufung von Augenzeugen über die öffentliche Erschiessung eines Mannes in Butscha. Diese Tat sollen russische Soldaten schon in den ersten Tagen des Krieges verübt haben.
«Einzelfälle sind das bestimmt nicht», sagte der Deutschland-Direktor der Organisation, Wenzel Michalski, am Sonntagabend in der ARD. Er wies auf Tötungen, Vergewaltigungen und den Beschuss ziviler Wohnblöcke hin. «Das deutet eigentlich darauf hin, das zumindest Kriegsverbrechen geduldet werden. Vielleicht ist das nicht systematisch geplant.
Der britische Sender BBC berichtete in einem Film aus Butscha, dass Bewohner von jungen russischen Wehrpflichtigen um Hilfe angefleht worden seien. «Dies ist ein Friedhof der russischen Hoffnungen, Kiew einzunehmen», sagte ein BBC-Reporter zu Aufnahmen verkohlter Panzer und anderer Militärfahrzeuge.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sagte der «Bild»-Zeitung: «Das, was in Butscha und anderen Vororten von Kiew passiert ist, kann man nur als Völkermord bezeichnen.»