Ukraine-Krieg: «Ihr habt Russland zu spät sanktioniert»

Raphael Wyder
Raphael Wyder

Belgien,

Vor wenigen Stunden wandte sich Präsident Selenskyj an den Europäischen Rat. Dabei bemängelte er das späte Handeln der EU im Ukraine-Krieg.

selenski
Wolodymyr Selenskyi bei seiner Ansprache vor den Teilnehmern des Treffens des Europäischen Rates in Brüssel, Belgien (Archiv). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gestern Abend hielt Präsident Selenskyj eine Rede vor dem Gipfel des Europäisches Rates.
  • Dabei lobte er die Unterstützung einiger Staaten im Ukraine-Krieg.
  • Der Staatsmann verwies aber auch auf die zu späten Sanktionen gegen Russland von EU-Seite.

Vor wenigen Stunden hielt der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj eine Rede vor dem Gipfel des Europäischen Rates in Brüssel. Er schilderte die Zerstörung und den Schaden, den Russland in seinem Land angerichtet hat. Des Weiteren dankte er Europa für seine gemeinsame Unterstützung im Ukraine-Krieg.

Dann sagte er den europäischen Staats- und Regierungschefs, dass sie zu spät gehandelt hätten, um Russland zu stoppen. «Sie haben Sanktionen verhängt. Wir sind Ihnen dankbar. Das sind starke Schritte.»

Ukraine-Krieg
Bundeskanzler Olaf Scholz (M.), der britische Premierminister Boris Johnson (L.) und US-Präsident Joe Biden (3. v. R.) mit den Staats- und Regierungschefs der Gruppe der Sieben (G7) während eines Videogesprächs mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi (auf dem Bildschirm) über den Ukraine-Krieg in Brüssel, Belgien. - Keystone

«Aber es war ein bisschen spät, es gab eine Chance», sagte Selenskyj. Und fügte hinzu, dass Russland vielleicht nicht in den Krieg gezogen wäre, wenn es präventive Sanktionen gegeben hätte.

Lob für Unterstützung im Ukraine-Krieg

Er verwies auch auf die Gaspipeline Nord Stream 2. Von der Selenskyj meinte, wenn sie früher blockiert worden wäre, «hätte Russland keine Gaskrise verursacht». Anschliessend appellierte er an die Nachbarländer, dem Antrag der Ukraine auf Beitritt zur EU zuzustimmen. «Hier bitte ich Sie – kommen Sie nicht zu spät.»

Hat die EU zu spät Sanktionen gegen Russland verfügt?

Während seiner Rede ging der ukrainische Präsident auch eine detaillierte Aufzählung der Mitglieder des Europäischen Rates durch. Darin stellte er den Umfang ihrer bisherigen Unterstützung für die Ukraine – oder deren Fehlen – fest. Er lobte viele Länder für ihre Unterstützung im Ukraine-Krieg, darunter Polen, Estland, die Tschechische Republik und Italien.

Polen Ukraine Selesnkyi
Ein Wandgemälde, das den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi mit der Aufschrift «Ruhm für die Ukraine» zeigt, ziert die Seitenwand eines Wohnhauses in Warschau, Polen, 22. März 2022. - Keystone

«Emmanuel», sagte er und sprach Frankreichs Regierungschef Macron mit seinem Vornamen an. «Ich glaube wirklich, dass Sie für uns einstehen werden.» An Schweden gerichtet, verwies er auf die ähnlichen Farben der schwedischen Flagge. «Gelb und Blau sollten immer zusammenstehen.»

Aber Selenskyj nannte auch einige Länder, die zu spät oder nur zögerlich Massnahmen ergriffen haben. Unter anderem Deutschland, Portugal und Irland. Ungarn kritisierte er für deren neutrale Haltung.

Ungarn aufgefordert, nicht mit Sanktionen zu warten

«Ich möchte hier aufhören und ehrlich sein. Sie müssen selbst entscheiden, auf wessen Seite Sie stehen», sagte er. Der ungarische Regierungschef Viktor Orban ist seit langem ein enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Orban
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban trifft zum Gipfeltreffen des Europäischen Rates in Brüssel, Belgien, am 24. März 2022 ein. - Keystone

Der Staatsmann forderte Ungarn auf, nicht länger mit Sanktionen zu zögern und Waffen für den Ukraine-Krieg durchzulassen. Dabei verwies er auf das berühmte Denkmal «Schuhe am Donauufer» in Budapest. Ein Denkmal für die Opfer von Massakern durch faschistische, pro-nazistische Kräfte im Zweiten Weltkrieg.

«Sehen Sie sich diese Schuhe an. Und Sie werden sehen, wie Massenmorde in der heutigen Welt wieder geschehen können. Und das ist es, was Russland heute tut», so Selenskyj.

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